Leimen: Roboterbus soll den Stadtkern entlasten
Von Thomas Frenzel
Leimen. Im niederbayrischen Bad Birnbach fährt ein Exemplar seit anderthalb Jahren, auf dem Frankfurter Flughafen lief ein mehrwöchiger Test und auf Sylt wird wohl ein autonom fahrender Shuttlebus noch in diesem März in Dienst gestellt. Geht es nach den Grün-Alternativen im Leimener Gemeinderat, dann soll ein solcher Roboterbus auch in der Großen Kreisstadt seine Runden drehen.
Jedenfalls reichte die GALL ganz förmlich einen Fraktionsantrag bei der Stadtverwaltung ein: "Die Stadt Leimen beantragt beim Land Baden-Württemberg einen Pilotversuch für eine autonom fahrende Shuttlebuslinie; diese soll auf einem Rundkurs den Stadtkern mit dem Bereich Realschule/Schwimmbad verbinden."
Michael Reinig (GALL) machte gar keinen Hehl daraus, dass die Diskussion um die Tiefgarage am Rathausplatz seine Fraktion zu dem Antrag bewogen habe. Denn diese von der GALL abgelehnte Tiefgarage werde "sehr, sehr teuer". Gleichzeitig belaufe sich ihr zeitlicher Investitionshorizont "auf 30 bis 40 Jahre". Da stelle sich schon die Frage, ob in einigen Jahrzehnten die Verkehrssituation noch die gleiche wie heute sein werde oder ob nicht die erwartbaren tiefgreifenden Veränderungen beim Individualverkehr eine Tiefgarage überflüssig machten.
Auf den von ihm beantragten Roboterbus ging Reinig nicht näher ein. Laut Antrag könnten die vielen Stellplätze beim Freibad durch einen Shuttlebus für jene Langzeitparker attraktiv gemacht werden, die derzeit die Innenstadt zustellten und somit für die Kurzzeitparker blockierten. Mit Bäderpark, Realschule, Kindergarten und anderem mehr gäbe es auch ein ausreichendes Nutzerpotenzial für den Shuttlebus. Und: Ein wissenschaftlicher Pilotversuch mit einem autonomen Shuttlebus würde der Stadt eine enorme Aufmerksamkeit bescheren.
Im Gemeinderat stieß der GALL-Antrag vor allem auf eines - auf erhebliche Skepsis. Bis es einen sicher autonom fahrenden Shuttlebus gäbe, so Werner Lindner (CDU), gingen sicherlich "noch zwei, drei, vier Jahre" ins Land. Auch glaube er nicht an eine große Akzeptanz. Andererseits: "Der Versuch ist es wert", sagte Lindner, und meinte damit wohl die von der GALL geforderte Anfrage beim Landesverkehrsministerium.
Wie der Verkehr in 40 Jahren aussehe, so Peter Sandner (SPD), wage er nicht vorherzusagen. Fest stehe aber, sagte er mit Blick auf die Tiefgarage, dass es jetzt massive Parkprobleme im Stadtkern gebe. Und selbst wenn es zu einem Pilotprojekt mit einem Roboterbus kommen würde, so sei völlig offen, welche Kosten für Leimen entstünden und wie lange die Verwirklichung dauere.
An anderem rieb sich Gerhard Scheurich (FDP). Die Idee mit dem autonomen Shuttlebus sei zwar gut, der Antrag ziele aber auf eine falsche Strecke. Statt Schwimmbad-Stadtkern müsste es von Gauangelloch nach Bammental gehen.
Oberbürgermeister Hans D. Reinwald hielt sich die Optionen offen. Ein autonomer Shuttlebus sei "sicher eine sehr moderne Sache, der die Zukunft gehört". Aus Sicht der Verwaltung könne er den Antrag nur begrüßen.
Der Gemeinderat reagierte in seinem einstimmigen Beschluss deutlich verhaltener. Er beauftragte die Verwaltung lediglich mit der Beschaffung der notwendigen Informationen für ein solches Pilotprojekt. Zudem soll der beantragte Roboterbus erst einmal in der nächsten Sitzung des Ausschusses für Umwelt und Verkehr beraten werden.
Diese geht am Donnerstag, 11. April, im Ferdinand-Reidel-Saal des Neuen Rathauses über die Bühne und beginnt um 16 Uhr.