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Experte: Preisvergleichs-App für Lebensmittel nicht sinnvoll

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Kunden sollen Lebensmittelpreise live per App vergleichen können. Die Grünen wollen Supermarktketten zur Transparenz zwingen. So bewertet ein Handelsexperte die Vorschläge. Eine verpflichtende Preisvergleichs-App für Lebensmittel hätte nach Einschätzung eines Handelsexperten nur wenig Mehrwert für Verbraucher in Deutschland. Die Forderung der Grünen sei zwar gut gemeint, aber schlecht durchdacht, sagte Markus Szajna, Handelsprofessor an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Karlsruhe. "Der Vorschlag ist technisch überkomplex, ökonomisch ineffizient, bürokratisch belastend und sein Nutzen für Verbraucher wird deutlich überschätzt." Die Fraktionschefin der Grünen im Bundestag, Katharina Dröge, hatte sich kürzlich für eine solche App ausgesprochen. Sie soll Verbrauchern ermöglichen, die günstigsten Lebensmittel zu finden. Die großen Supermärkte würden zur Teilnahme verpflichtet, sie müssten ihre Preise melden und Änderungen in Echtzeit abbilden. Entsprechende Apps gibt es bereits, sie sind aber nicht verpflichtend. "Wenn die Verbraucher sich informieren können, haben sie der Macht der großen Ketten mehr entgegenzusetzen", sagte Dröge. "Für Krisenzeiten wollen wir Möglichkeiten, die Gewinnmargen der Supermärkte zu begrenzen". Nicht jeder sollte hochgradig gebildet sein müssen, um sich gegen unfaire Preise wehren zu können. Eine App sei niedrigschwellig, so die Politikerin. Viel Aufwand und erhebliche Kosten Handelsexperte Szajna betont, der Lebensmitteleinzelhandel gehöre bereits zu den transparentesten Märkten überhaupt. "Die Angabe eines Grundpreises pro Kilogramm ist gesetzlich vorgeschrieben. Prospekte und Angebots-Apps sind allgegenwärtig, Preisvergleiche längst etabliert." Bei Eckartikeln wie Butter seien die Preise über Supermärkte und Discounter hinweg nahezu identisch. Wenn Aldi die Zuckerpreise senke, zöge die Konkurrenz meist umgehend nach. Eine zusätzliche App liefere daher kaum neue Informationen, verursache jedoch erhebliche Kosten. Der Handelsprofessor kritisiert auch den Aufwand. Selbstständige Kaufleute legten Sortiment und Preise eigenverantwortlich fest. Große Supermärkte führten mehr als zehntausend Artikel, deren Preise sich regelmäßig änderten. "Eine App, die diesen Anspruch ernst nimmt, müsste enorme Datenmengen in Echtzeit erfassen, prüfen, standardisieren und veröffentlichen". IT-Schnittstellen, Datenpflege und laufende Aktualisierung seien teuer. In einem Sektor mit niedrigen Margen wie dem Lebensmitteleinzelhandel fehle dafür der Spielraum. Die Kosten würden mittelfristig in die Preise eingerechnet "und damit für höhere Preise sorgen, statt Verbraucher zu entlasten", sagte er. Für Kunden zählt nicht nur der Preis Laut Szajna lassen sich Unterschiede in Herkunft, Verarbeitung, Frische oder Tierwohl kaum in einem reinen Preisvergleich abbilden. "Blieben sie unberücksichtigt, entstünde ein verzerrtes Bild, das Qualität systematisch benachteiligt und den Preis überbetont." Verbraucher träfen ihre Einkaufsentscheidungen zudem nicht allein nach dem Preis. "Nähe, Bequemlichkeit, Sortiment, Qualität, Einkaufsatmosphäre und Vertrauen spielen eine zentrale Rolle." Eine App, die suggeriere, man könne durch ständiges Preisvergleichen nennenswert sparen, überschätze die Wirkung kleiner Preisunterschiede - und blende Zeit- und Mobilitätskosten aus. Umfrage: Mehr Probleme wegen teurer Lebensmittel Teure Lebensmittel bereiten laut einer Umfrage mehr Menschen Probleme als vor einem Jahr. 45 Prozent gaben an, dass sie sich wegen gestiegener Preise beim Einkauf einschränken müssen. Das ergab eine Befragung im Auftrag des Verbraucherzentrale Bundesverbands im November. Ein Jahr zuvor hatten dies noch 39 Prozent gesagt. Verbandschefin Ramona Pop hat die Bundesregierung aufgefordert, eine Beobachtungsstelle einzurichten, die Kosten und Preise entlang der gesamten Wertschöpfungskette erfasst. "So lassen sich unfaire Preistreiber aufdecken, denn die hohen Preise lassen sich nicht allein durch gestiegene Produktionskosten erklären." Seit 2020 sind die Lebensmittelpreise um mehr als 35 Prozent gestiegen.






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