Heidelberger Karlstorbahnhof: Wenn das "Home mei Kassler" ist
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Von Reshma Kudukkath
Heidelberg. "Wilma - wo bischn doo?" - Wilma antwortet nicht. "Wilma! Wo bisch doo?" - Wieder keine Antwort. So geht es noch einige Minuten, bis Wilma endlich nach Hause kommt: "Mei Home isch mei Kassler!" Sie schmeißt ihre Jacke auf den Boden, genau wie ihr Mann zuvor. Kurz darauf beklagt sie sich über ihn, was er denn für eine Unordnung verursache, und übersieht natürlich ihre Fehler.
Das Stück "Ehekracher" stellt den Alltag des seit 20 Jahren verheirateten Paars Wilma und Willi Wutz dar, gespielt von Renate und Dieter Großmann, auch sie sind miteinander verheiratet. Beide zeigen uns etwas ganz anderes als einen gemütlichen Fernsehabend in trauter Zweisamkeit.
Johannes Galli, Autor, Regisseur und Theaterleiter in Personalunion, weiß, wie mit humorvoller Ehrlichkeit und Sarkasmus eine in die Jahre gekommene Ehe aufs Korn genommen werden kann. Themen wie Antriebslosigkeit, Wünsche, Träume und Sex bestimmen das Gastspiel seines Stuttgarter Galli-Theaters im Heidelberger Karlstorbahnhof.
Während Willi weiß, wie man sich mit einem Kasten Bier alle erwünschten Träume ersäuft, weiß Wilma, wie sie ihren Mann (meistens) in Schach halten kann, indem sie immer wieder Witze auf seine Kosten macht. Als der Konfliktpunkt Urlaub angesprochen wird, fliegen die Fetzen: Wilma will nach Kreta, Willi partout zum vierten Mal nach Mallorca. Harmlosen Sticheleien arten in eine Schlägerei aus. Ob sich beide noch versöhnen können?
Wenige Requisiten reichen für diese Mundart-Klamotte: ein Kasten Bier, eine Fernsehzeitschrift auf der Couch, Strickzeug und Ohrenwärmer - fertig ist die Wohnzimmeratmosphäre. Wir als Zuschauer dienen als imaginäre Mattscheibe der beiden Mittfünfziger, die etwas zu sehr auf alt getrimmt wurden.
"Der Ehekracher" bildet den Mittelteil einer Trilogie, am 26. Januar folgt mit dem "Ehejubel" der dritte Teil Johannes Gallis im Karlstorbahnhof, Beginn ist um 20 Uhr.