Eberbach: Gedichtvergleich führt hinaus in den sonnigen Aprilnachmittag
Von Felix Hüll
Eberbach. Mit dem Fach Deutsch haben auch im Hohenstaufen-Gymnasium am gestrigen Mittwoch die Abiturprüfungen begonnen. Von acht bis 13.30 Uhr hatten insgesamt 89 Prüflinge fünfeinhalb Stunden Zeit, eines der fünf zur Auswahl stehenden Themen ausführlich zu bearbeiten.
"Hier geht’s ja erst nicht mal um die Zahngesundheit, sondern es ist eine Art kleine Belohnung für unsere Schüler, dass sie jetzt ihren ersten Prüfungstag geschafft haben" erklärt Anne-Kathrin Schmehling die gut mit Traubenzucker, Fruchtgummis und eben auch Schokoriegeln gefüllte Schale auf dem Tisch der Prüfungsaufsicht. Er befindet sich vor dem HSG-Trakt, in dem die Abiturienten gestern die erste ihrer nun anstehenden Prüfungsklausuren buchstäblich absaßen. Auf die Toilette durften sie lediglich einzeln und nur kurz.
Schmehling ist stellvertretende Schulleiterin am HSG und begleitet Oberstudiendirektorin Anja Katzner zu ihrem abschließenden Kontrollgang. Katzner überwacht, dass die Prüfungsaufsicht die letzten noch schreibenden Schüler auffordert, ihre Arbeiten jetzt abzugeben. Zu kontrollieren ist auch, ob die Schüler die notwendigen Angaben auf dem oberen Streifen gemacht haben, der dann abzutrennen und zu verwahren ist, so dass die Korrektoren anonymisierte Arbeiten erhalten, bei denen sie höchstens anhand eines bekannten Schriftbildes auf den Schüler schließen können.
Franziska und Kassandra ist das bereits egal. Sie haben schon etwas früher abgegeben und kommen an dem Lehrer-Kontrollpunkt vorbei. Sie sind froh, nun einen Tag Pause zu haben, bevor am Freitag die Englisch-Prüfung ansteht.
Beide Mädchen lernen drauf allein. Für Mathe und Biologie könnten sie sich vorstellen, sich nochmal gemeinsam vorzubereiten. "Ich hab über eine Woche Zeit zu lernen", weiß auch Julian, der jetzt mit zufriedenem Gesicht in Richtung Schulausgang strebt. Er findet es praktisch, dass dieses Jahr für seinen Abschluss das Mathe-Abi erst am 2. Mai ansteht.
Wo die Schüler mehr Zeit zum Lernen vorfinden, bleibt den Korrektoren dafür weniger, die Leistung zu begutachten. "Aber unsere Mathematiker sind immer schnell", sagt Deutsch-Fachbereichsleiterin Mathilde Stähle-Buchta von der HSG-Schulleitung. Sie nennt die gestrigen fünf Auswahl-Prüfungsthemen: einen Essay zu verfassen war eine davon; die Schüler konnten zudem wählen zwischen der Interpretation von Gedichten, der eines Kurzprosatextes, einer Texterörterung und einem Werkvergleich. Letzteres bevorzugten die Schüler laut Stähle-Buchta in der Regel, weil die Werke im Unterricht ausführlich besprochen wurden: Büchners "Dantons Tod", Max Frisch’ Homo Faber und "Agnes" von Peter Stamm. Im zweiten Halbjahr des Abschlussjahrgangs bietet das HSG eine der Klausuren unter Abitur-Prüfungsbedingungen an.
Franziska und Kassandra hatten sich aber dennoch jeweils für den Gedichtvergleich entschieden, wussten aber bis zur Reporterfrage nichts voneinander; "Was, Du auch?" Und mit der Unterhaltung darüber, wie die jeweils andere den Gedichtvergleich anging, machen sich beide über die Treppe davon in den sonnigen Aprilnachmittag.