Mobilitätspakt für den Raum Walldorf/Wiesloch: Der Verkehr soll zügiger fließen
Walldorf. (rö) Für Walldorfs Bürgermeisterin Christiane Staab war es "eine schwere Geburt", für Verkehrsminister Winfried Hermann ging es dagegen "vergleichsweise flott". Beide erhoffen sich vom am gestrigen Donnerstagnachmittag im Walldorfer Rathaus unterzeichneten Mobilitätspakt für den Raum Walldorf/Wiesloch aber dasselbe: Lösungen für die Verkehrsprobleme in der Region. Daran wollen das Land, die Kommunen, die großen Unternehmen und die Verkehrsbetriebe gemeinsam arbeiten. "Wir versuchen, alles zusammenzuführen", sagte Hermann.
Vor zwei Jahren hatten sich die Städte Wiesloch und Walldorf, unterstützt von SAP, Heidelberger Druckmaschinen und MLP, in einem Schreiben an Ministerpräsident Kretschmann gewandt, um auf die Verkehrsprobleme hinzuweisen, vor allem auf die völlig überlastete L 723 zwischen Rauenberg und Walldorf.
Inzwischen hat man sich in einer Steuerungsgruppe auf Grundlegendes verständigt, wobei nicht der Straßenbau allein die Lösung bringen soll. Das Verkehrssystem soll insgesamt leistungsfähiger und nachhaltiger werden, sagte der Verkehrsminister, gleichzeitig wolle man die Umwelt nicht stärker belasten. Das Mobilitätskonzept benennt in einem ersten Schritt Ziele und Eckpunkte für die Entwicklung des Verkehrs in der Region und listet Themenfelder für ÖPNV, Schiene, Straße und Radverkehr auf. "Wir unterschreiben, dass wir es besser machen wollen", sagte Hermann.
Auf RNZ-Nachfrage nach konkreten Maßnahmen erklärte der Verkehrsminister, die gebildeten Arbeitskreise müssten jetzt zunächst die Themen in eine Reihenfolge bringen und sich an die zeitliche Planung machen. Regierungspräsidentin Nicolette Kressl sagte, mit den Planungen für den Ausbau der L 723 habe schon vor den Gesprächen zum Mobilitätspakt konkret begonnen und inzwischen seien die Probleme des Hochwasserschutzes gelöst. Der Bebauungsplan für die Umwandlung des Knotens L 723/B 3 in ein "Vollkleeblatt", durch das die Ampeln überflüssig werden und der Verkehr zügiger fließen soll, wird laut OB Dirk Elkemann von der Stadt Wiesloch erstellt. "Wir gehen davon aus, dass wir im nächsten Jahr Planungsrecht haben und im Herbst beginnen können", sagte er.
Für die Stadt Walldorf erklärte Bürgermeisterin Christiane Staab, man habe vom Gemeinderat den Auftrag erhalten, die Verkehrsströme rund ums Industriegebiet zu untersuchen, das werde man angehen. Landrat Stefan Dallinger konnte mitteilen, dass man sich mit dem Neckar-Odenwald-Kreis bereits auf eine Regiobus-Linie verständigt habe, und Volker M. Heepen (Geschäftsführer der Nahverkehrsgesellschaft B-W GmbH) kündigte für die nahe Zukunft "weitere Züge, die hier halten" an und sagte, dass für die Schiene im Sommer neue, moderne Fahrzeuge kommen.
Vor der Unterzeichnung des Mobilitätspakts gab es seitens der Beteiligten lobende Worte für die Zusammenarbeit und große Zuversicht. Man bringe "viele Mosaiksteine" zusammen, sagte Regierungspräsidentin Kressl, die "operative Verantwortung im Straßenbau" übernehmen möchte. Landrat Stefan Dallinger will unter anderem das Radverkehrskonzept im Kreis fortschreiben und denkt auch an weitere Radschnellwege.
Gerade habe der Kreistag zudem die Einstellung eines vom Land geförderten Managers für Mobilität und Luftreinhaltung genehmigt. "Wir finden den ganzheitlichen Ansatz toll", sagte Verbandsdirektor Ralph Schlusche für den Verband Region Rhein-Neckar, das werde man unterstützen und gerne mitarbeiten. "Wir müssen auch die Bürger mitnehmen", forderte Bürgermeisterin Christiane Staab, die Menschen dafür zu "begeistern, sich nicht ins Auto zu setzen". Und OB Dirk Elkemann sah im Pakt eine Voraussetzung für die Region, "weiter mit solcher Stärke" wie bisher auftreten zu können. Auch Artin Adjemian (Geschäftsbereichsleiter IHK Rhein-Neckar) und Volkhard Malik (Geschäftsführer Verkehrsverbund Rhein-Neckar) begrüßten den Pakt.
"Zusammen geht es oft schneller", erklärte Rainer Hundsdörfer, Vorstandsvorsitzender der Heidelberger Druckmaschinen. "Wir wollen nicht Teil des Problems, sondern Teil der Lösung sein", fügte Dr. Hans-Joachim Letzel (Bereichsleiter MLP Finanzberatung) an. Peter Rasper, kaufmännischer Leiter der SAP, verwies auf die Anstrengungen des Unternehmens, die Mitarbeiter per Jobticket, mit dem Fahrrad oder durch E-Mobilität an die hiesigen Standorte zu bringen. Durch den Pakt komme "viel in Bewegung", so Rasper, "hoffen wir, das wir auch schnell zu Lösungen kommen".