Ehemaliger Weltrekordschwimmer: Was macht eigentlich … Paul Biedermann?
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Der Schwimmer Paul Biedermann wurde 2009 Weltmeister über 200 und 400 Meter Freistil – beides in Weltrekordzeit.
Als Kind sind Sie bei der Seepferdchen-Prüfung durchgefallen. An welcher Aufgabe scheiterten Sie?
Paul Biedermann: Mit fünf Jahren habe ich es nicht geschafft, die erforderlichen 25 Meter zu schwimmen. Im zweiten Versuch hat es dann geklappt. Und später war ich sogar richtig gut.
Sie sind Doppel-Weltmeister und Weltrekordhalter über 200 und 400 Meter Freistil, nur eine olympische Medaille fehlt in Ihrer Erfolgsbilanz. Hadern Sie bis heute?
Natürlich hätte ich mir olympisches Edelmetall gewünscht, und irgendwie fehlt die Medaille unterm Strich. Darüber ärgere ich mich aber schon lange nicht mehr. Meine Karriere ist deshalb nicht unvollendet. Ich hatte die Möglichkeit, an drei Olympischen Spielen teilzunehmen, und durfte dort eine schöne Zeit erleben.infobox
Ihre Weltrekorde von 2009 halten bis heute. Kann Ihre Zeiten jemand ohne den schneller machenden und mittlerweile verbotenen Hightech-Schwimmanzug überhaupt knacken?
Die Anzüge haben auf jeden Fall geholfen, neue Bestzeiten aufzustellen. Ab 2010 gab es wieder kurze Hosen, und das Schwimmen mit freiem Oberkörper hat durchaus Auswirkung auf die Leistung. Trotzdem sind Rekorde dazu da, gebrochen zu werden. Deshalb hoffe ich, dass bald ein Schwimmer meine Zeiten unterbietet.
Zum Karriereende belegten Sie bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro den sechsten Platz auf Ihrer Paradestrecke 200 Meter Freistil. Dachten Sie später über ein Comeback nach?
Während der Spiele bin ich 30 Jahre geworden, ein sehr fortgeschrittenes Alter für einen Profi. Nach 18 Jahren Leistungssport hatte ich genug, mit täglich vier Stunden Schwimmen und zwei Stunden Krafttraining. Um mit der jüngeren Generation mitzuhalten, musste ich immer härter trainieren. Der Aufwand, um mein Niveau halten zu können, stand in keiner Relation mehr mit den Platzierungen. Ich hatte mein Karriereende lange geplant und genug Zeit, mich darauf vorzubereiten. Wehmut habe ich danach nie verspürt und bin mit meinem Abschluss zufrieden.
Machen Sie irgendwann den Trainerjob?
In meinem Heimatverein SV Halle habe ich als Co-Trainer mal für drei Monate die Jugendgruppe geleitet. Ich bin eingesprungen, weil ein Betreuer ausgefallen ist. Eine Laufbahn als Trainer kann ich mir derzeit aber nicht vorstellen. Mir sind die Arbeitsbedingungen und Anstellungsverträge von ein bis zwei Jahren zu unsicher.
Im Moment studieren Sie Sportwissenschaft an der Universität in Erlangen. Wohin soll es nach dem Studium gehen?
Mein Studienschwerpunkt liegt auf dem Gesundheitsmanagement. Danach können sich Tätigkeiten in der Unternehmensberatung, Rehabilitation oder Physiotherapie ergeben. Ich möchte weiterhin mit Sport zu tun haben, fokussiere mich auf den Gesundheits- und Präventionsbereich. In der Firma meines Vaters betreue ich gelegentlich Sportprojekte mit und bin sozusagen die studentische Hilfskraft.
Wenn Sie heute schwimmen, schalten Sie ab und zu noch in den Wettkampfmodus?
Zweimal in der Woche besuche ich die Schwimmhalle zum Abtrainieren. Das ist wichtig, um den Körper herunterzufahren und ihn daran zu gewöhnen, dass ich nicht mehr so viel trainiere. Auf die Zeiten habe ich einmal geachtet und war ziemlich enttäuscht. Danach bekam ich richtig schlechte Laune, und seitdem schaue ich nicht mehr auf die Uhr.