Mannheim: Kunstprojekt mit sozialer Dimension
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Von Olivia Kaiser
Mannheim. Ein mobiler Schlafraum für Obdachlose, der sich auf Trolley-Größe zusammenfalten lässt, der leicht transportierbar ist und überall aufgestellt werden kann - das ist die Vision der Konzeptkünstlerin Romana Rokvic. Seit die Mannheimerin es damit im vergangenen Jahr unter die zwölf Preisträger des Wettbewerbs "Ideenstark" der Medien- und Filmgesellschaft Baden-Württemberg geschafft hat, ist sie mit dem Projekt einen großen Schritt weitergekommen. Doch es gibt auch noch einige Hürden zu überwinden.
Rokvics Schlafraum orientiert sich an der geometrischen Form des Ikosaeders. Dabei handelt es sich um einen Würfel aus 20 gleichseitigen Dreiecken. Als "Ideenstark"-Preisträgerin wurde sie ein Jahr lang von zwei Coachs bei der weiteren Projekt-Ausarbeitung unterstützt. "Das hat mir wichtige Impulse gegeben", betont die 38-Jährige. Zudem konnte sie wertvolle Kontakte knüpfen. N 8 (gesprochen: Nacht)-Modul hat die Künstlerin ihren mobilen Schlafraum getauft. "Das Quadrat N 8 gibt es in Mannheim nicht", erklärt sie. "Es ist ein imaginäres Quadrat, dass aber weit über die Stadtgrenzen hinaus wirken soll."
Auch das Modell selbst hat sie optimiert: Es ist schmaler geworden und hat etwas andere Proportionen, da die fünf Dreiecke, die den Boden bilden, andere Winkel haben als die 15 übrigen. Die Liegediagonale beträgt 1,85 Meter, der höchste Punkt 1,70 Meter. "Ein Obdachloser inklusive Hund soll darin Platz finden", sagt Romana Rokvic. Damit der Schlafraum leicht transportierbar ist, soll er Rollen bekommen. Besonders schwierig war die Suche nach dem passenden Material. Der erste Prototyp bestand aus Holz und Styropor. "Aber dass das nicht praktikabel ist, war von Anfang an klar." Den Prototyp hatte Romana Rokvic mithilfe von Thorsten Hempel und Ralf Müller gebaut. Während Hempel sich vom Projekt zurückgezogen hat, ist Müller noch auf Beraterbasis dabei.
Schon damals wollte das Trio ein ökologisch abbaubares Material verwenden. Mittlerweile ist die Konzeptkünstlerin fündig geworden - und zwar mithilfe der BASF. "Es ist ein biologisch abbaubarer Kunststoff, der sich nach circa einem Jahr auflöst", erklärt Rokvic. Ihr nächstes großes Ziel ist nun, einen weiteren Prototyp, im Fachjargon auch Simulation genannt, zu bauen.
Das ist allerdings kostspielig: 20.000 bis 30.000 Euro würde das kosten. Um das Projekt weiter voranzutreiben, sei eine Simulation unerlässlich, betont Rokvic. Man müsse schließlich prüfen, ob sich das Modul so realisieren und dann gut handhaben lässt und wie sich der Kunststoff im Lauf der Zeit verhält. Auch ob Obdachlose den mobilen Schlafplatz überhaupt annehmen, kann erst geklärt werden, wenn ein N 8-Modul für Testzwecke existiert.
Doch wie an das nötige Kleingeld kommen? Dafür besinnt sich Romana Rokvic auf ihre Wurzeln: "Ich bin schließlich zu allererst Künstlerin - und was würde sich besser anbieten als eine Kunstaktion, um auf das Thema aufmerksam zu machen?" Im kommenden Jahr plant sie eine Wanderausstellung, für die sie N 8-Module in Originalgröße aus Folie bauen und in mehreren Städten der Region im öffentlichen Raum ausstellen möchte. Die Module sollen transparent und nachts beleuchtet sein, so dass man hinein- und hinausschauen kann. "Wer möchte, kann dort eine Nacht verbringen und einmal selbst sehen, wie es ist, obdachlos zu sein", erklärt sie. Damit sie leichter Spenden für die Simulation sammeln kann, möchte Romana Rokvic zudem bald einen gemeinnützigen Verein gründen. "So hätte ich auch ein bisschen Unterstützung, denn mittlerweile ist das Projekt ziemlich zeitaufwendig."
Das N 8-Modul ist im Winter als Kälteschutz für Obdachlose gedacht. Soziale Einrichtungen wie die Caritas haben bereits Interesse bekundet. Sie würden N 8-Module anschaffen und an Obdachlose übergeben, die dann auf dem privaten Grund und Boden der Einrichtung ihr Lager aufschlagen könnten. Ob das auch einmal im öffentlichen Räum möglich sein wird, kann Romana Rokvic jetzt noch nicht sagen. Denn bevor eine Stadt oder Gemeinde sich da festlegt, müsste erst einmal ein Prototyp her. "Das ist der Dreh- und Angelpunkt", betont die Mannheimerin deshalb. "Ohne die Simulation ist es schwer, die nächsten Schritte zu machen."