Leipzig/Mannheim: Löwen gewinnen mit 29:28 in Leipzig
Von Daniel Hund
Leipzig. Als alles vorbei war, lächelten sie, freuten sich wie kleine Kinder, denn es war geschafft, gezogen: Nach 60 nervenaufreibenden Handball-Minuten leuchtete ein 29:28 (15:16) für die Rhein-Neckar Löwen vom Videowürfel in der Arena Leipzig. Zwei Auswärtspunkte bei den Sachsen waren im Sack – und das in einem Wahnsinns-Spiel. Oder wie es Patrick Groetzki danach schmunzelnd auf den Punkt brachte: „In diesem Spiel war alles dabei, eine unglaubliche Achterbahn-Fahrt.“ Sagte der Rechtsaußen, aber eben eine mit Happy End.
Auf den Rängen herrschte eine Mega-Stimmung. 4573 Zuschauer machten Lärm für 10.000. Hexenkessel trifft’s in dem Fall ganz gut. Und in den schickte Löwen-Trainer Kristjan Andresson eine Start-Sieben, die viele überraschte. Gedeon Guardiola, Niclas Kirkelokke und Romain Lagarde – alle standen sie auf der Platte, breiteten am eigenen Kreis die Arme aus. Mutig, mutig. Belohnt wurde er nicht: Keine drei Minuten gespielt – schon stand’s 0:3. Kaum etwas passte. Hinten löchrig, vorne zugestellt. Löwen-Spielmacher Andy Schmid ohne Wenn und Aber: „Die ersten zehn Minuten waren eine Katastrophe.“
Vor allem einen Mann bekamen die Gelben nicht zu fassen: Franz Semper, 22, Nationalspieler, Rückraum-Ass, ein Mann der Zukunft. Mehrfach wackelte er die Löwen aus, zielte und traf. Dreimal gleich in der Anfangsphase.
Nach rund 13 Minuten – und einem 4:7 aus Löwen-Sicht – war das „Experiment“ mit Kirkelokke und Lagarde, den beiden Sorgenkindern, zunächst erstmal wieder beendet. Mit hängenden Schultern schlichen sie vom Feld, machten Platz für Alexander Petersson und Mads Mensah Larsen.
Mads Mensah vor dem Abflug?
Ein Schachzug, der aufging. Sie wirbelten und kreuzten wie zu besten Zeiten, sorgten für Chaos im Leipziger Deckungszentrum. Und trafen. Jeder dreimal. Auch deshalb sah es zur Pause schon deutlich besser aus. Kurz den Bizeps angespannt und aus einem 11:15 (26.) ein 15:16 gemacht.
In der 38. Minute war es dann endlich soweit: Kohlbacher glich erstmals seit dem 0:0 wieder aus: 19:19. Als Andy Schmid kurz darauf mit seinem ersten Tor noch das 20:19 nachlegte, wurde kräftig durchgepustet auf der Löwenbank. Oliver Roggisch, der Sportliche Leiter der Badener, klatschte jeden ab, der ihm in die Quere kam. Und der Rest war eigentlich souverän runtergespielt. Allerdings nur bis zur 53. Minute, dann hörten die Löwen nämlich plötzlich auf zu spielen und zitterten sich dank ihrem überragenden Keeper Andreas Palicka und Rückraum-Ass Alexander Petersson, der den letzten Ball versenkte, zum Sieg.
Gefreut hat das auch Uwe Gensheimer, aber das Lachen war ihm in den Katakomben dennoch vergangen: „Nach dem schlechten Start hören wir am Schluss wieder auf zu spielen, machen Dinge, die wir eigentlich nicht wollen“, ärgerte sich der Rechtshänder im RNZ-Gespräch.
Neues gibt es in Sachen Mads Mensah Larsen, 28. Der Vertrag des Halblinken läuft im Sommer bekanntlich aus, eine Vertragsverlängerung galt zuletzt als eher unwahrscheinlich. Und das, obwohl der dänische Weltmeister, der eine Art Ziehsohn von Ex-Löwen-Trainer Nikolaj Jacobsen ist, in den letzten Wochen gute Leistungen im Rückraum gezeigt hat. Laut des Internet-Portals handball-world.com soll er vor einem Wechsel zur SG Flensburg-Handewitt stehen. Angesprochen auf die Meldung war ihm nur ein „kein Kommentar“ zu entlocken.
Leipzig: Binder 6, Mamic 5, Wiesmach Larsen 4, Weber 4, Janke 3, Semper 3, Krzikalla 2/2, Gabala 1.
Löwen: Kohlbacher 6, Gensheimer 6/1, Petersson 5, Larsen 4, Schmid 4, Guardiola 1, Nielsen 1, Groetzki 1, Lagarde 1.
Zuschauer: 4753.
Stenogramm: 3:0, 5:3, 10:6, 12:8, 13:11, 15:11, 16:15 (Halbzeit), 19:19, 19:23, 21:26, 28:28, 28:29 (Ende).