Propaganda und Manipulation am Beispiel einer ZDF-Reportage aus dem Donbass
Gezeigt werden die Zerstörungen in den Städten Dokutschajewsk, Stachanow und Perwomaisk, es werden die Bewohner zu ihren Erlebnissen befragt. Doch hier geht die Manipulation des Zuschauers erst richtig los. Der Krieg wird im Kommentartext aus dem Off völlig anonymisiert beschrieben, es wird überhaupt nicht klar, wer schiesst und durch wen die gezeigten Menschen ihre Traumata erleiden. Obwohl im Netz Tausende Videos zu finden sind, wo die zerbombten verzweifelten Menschen Poroschenko und die ukrainische Armee verfluchen, sind die Interviews im ZDF völlig entschärft und so geschnitten, dass jeglicher Hinweis auf die Täter fehlt. "Sie haben wieder angefangen, uns zu beschiessen", sagt eine ältere Frau, ohne dass der Reporter erklärt, wen sie damit meint. Alles wird so stehen gelassen, als ob damit pauschal alle gemeint sind. Der Krieg eben.
Dabei liegen die Städte Stachanow, Dokutschajewsk und Perwomaisk hinter der Frontlinie, im Hinterland der selbsternannten Republiken Donezk und Lugansk. Trotz des Waffenstillstands und der Abzugspflicht der schweren Artillerie erhalten die Menschen im Donbass fast täglich tödliche "Geschenke" von der ukrainischen Seite. Doch die wenigsten Fernsehzuschauer kennen sich mit der aktuellen Frontgeografie aus und niemand hat die Absicht, es ihnen zu erklären.
Nur indirekt kann der Zuschauer dahinter kommen, dass es sich bei dem Gezeigten um die Separatistengebiete handelt. Zum Beispiel anhand der Neurussland-Flagge am Arm des Vize-Bürgermeisters von Stachanow, der das Kamerateam durch ein zerstörtes Haus führt. Doch für solche Dinge muss man schon einiges Vorwissen mitbringen, das nur die wenigsten besitzen. Dass es sich dementsprechend um ukrainischen Beschuss handeln muss, kann man dann nur nebulös erahnen, denn die Erzählung eilt weiter. Erst in der zweiten Hälfte der Reportage kommt die Reporterin auf die "Insignien der neuen Machthaber der Republik Donezk" zu sprechen, die es auf dem Markt zu kaufen gibt. Nun leuchtet die Lokation den 95% Ahnungslosen endlich ein, doch auch der Focus der Reportage hat sich entsprechend geändert.
Der identifizierende Hinweis kommt erst, als es um Armut, Perspektivlosigkeit und steigende Preise geht, da ja das meiste nun aus Russland eingeführt wird. Bei dem einen oder anderen Ahnungslosen wird bei der völlig unzureichenden Beleuchtung der Hintergründe vermutlich der kausale Zusammenhang im Kopf hervorgerufen, Russland habe in die Region Krieg gebracht, um seine verteuerten Waren zu verkaufen. Zu keinem Zeitpunkt darf der Zuschauer erfahren, welche Seite diese Menschen eigentlich unterstützen, wie sie vor einem Jahr beim Unabhängigkeitsreferendum gestimmt haben oder dass russische Lieferungen das einzige sind, was sie am Leben erhält.
Genauso wenig Chancen hat der gemeine deutsche Fernsehzuschauer zu erfahren, dass es die beschossenen zerstörten Städte ausschließlich in den Republiken Donezk und Lugansk gibt und dass man analoge Zerstörungen auf der gegenüberliegenden Seite vergeblich suchen wird. Denn die Separatisten beschiessen nicht ihre eigenen Landsleute und Verwandte, die in den Städten des dicht besiedelten Kohlereviers geblieben sind, die von der ukrainischen Seite kontrolliert werden. Dieses Dilemma, auf eigenem Boden kämpfen zu müssen, macht etwaige seriöse Gebietsgewinne für die Separatisten so problematisch, da dabei zwangsläufig die eigenen Landsleute zu Schaden kommen werden. Bisher konnte nur die ukrainische Seite, die zahlreiche rechtsradikale Freiwilligenbataillons mitführt (Asow, Aidar, Dnepr etc.), völlig skrupellos die gegnerischen Städte beschiessen.
Mit einer Berichterstattung, die die Täter deckt, machen sich die deutschen Medien zu Helfern und tragen eine Mitverantwortung für weiteres Blutvergiessen. Die Kriegsverbrecher in Kiew wissen, dass sie bei ihrem Vorgehen keinen Aufschrei in Europa zu fürchten brauchen und fühlen sich nicht zwingend zu einer politischen Lösung genötigt. Die vermeintlich mitfühlenden Reportagen entpuppen sich als zynische Krokodilstränen, die mit Verschleierung und Irreführung arbeiten. Darum sollte jeder, der das durchblickt, seine Zwangsgebühren an die unsauberen Propagandasender verweigern.