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Февраль
2021

Serie "Landsleute": Der Jahrhundertjeck

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Serie

Ein Rosenmontag ohne Zoch. Wicky Junggeburth hat den Karneval auswendig gelernt, gesammelt, vertont. In diesem Jahr ist er ein Jeck ohne Bütt.

Die Innenstadt liegt brach. Es ist, ganz im Ernst, alles anders in diesem Jahr. Der Spaß beiseite, das Lachen in dicken Hälsen stecken geblieben, ungeschminkte Wahrheit. Köln singt nicht. Am Dom nur ein Straßenfeger. Einsam im Regen, der schwer aus einem fahlen Himmel fällt. Tropfen wie Tränen. Hinten hasten Menschen zum Bahnhof. Sie tragen Masken, keine Kostüme. Das Wetter auch nur ein Kommentar. Weil hier, kölscher Klimawandel, gerade eine ganze Jahreszeit ausfällt.

Und in Lohmar, eine halbe Autostunde vom Dom entfernt, sitzt Wicky Junggeburth in seinem Wintergarten und versucht, sich das letzte bisschen Laune nicht nehmen zu lassen. Er hat den Karneval im Körper, man kann sich die rote Nase gleich mitdenken. Er trägt seine Heimat in der Stimme. Südstadtmelodien, dieses ganze Millowitschding. Sing Lieblingswörtsche, ganz sicher, heiss Kölle Alaaf.

"Die kölsche Lebensart hat mich geprägt"

Junggeburth, 69, Frohnaturtalent, macht seit 25 Jahren Karneval im Radio. Seit 20 Jahren kommentiert er den Rosenmontagszug im WDR. Vor allem aber besitzt er 5000 Stunden Nostalgie, historische Sessionen. Lieder, Reden. Das volle Programm. Ein Leben aus Tönen, er hat es gesammelt.

Und hinter ihm an der Wand lehnt eine stolze Fahne. Die, sagt er, hat mich begleitet. 1993, da war er Prinz. Aber dazu kommen wir noch. Erst mal, Ehrensache, gibt es Kaffee und Kuchen. Erinnerungsbeschleuniger. Denn er, Jahrhundertjeck, soll jetzt unbedingt erzählen, wie er dazu gekommen ist. Wie es überhaupt so weit kommen konnte.Article-Kasten-1

Ich bin, sagt er also, am Zugweg groß geworden. Sagt Zochwäch, ­natürlich. Eine Gnade, kein Zufall. Die Wagen, die Weiber gleich vor der Haustür. Elsaßstraße, dort hatten die Eltern ein kleines Ladenlokal, ein Elektrogeschäft. Und immer alle Hände voll zu tun. Weshalb der Sohn, Dreikäsehoch, draußen aufwuchs. Zwischen den Menschen im Veedel. Sobald ich laufen konnte, sagt er, kriegte ich ein Dreirädchen, und dann raus. Immer um den Block. Bonner Straße, Ohmplätzchen. Das hat mich geprägt. Diese kölsche Lebensart, die Sprache. Dort, sagt er, hat ja niemand Hochdeutsch gesprochen.

Schon als Kind konnte er die Verse mitsprechen

Dem Karneval aber begegnete er im Laden der Eltern. Stimmen nur, keine Gesichter. Der Vater, im Regal die Tonbandgeräte, das berühmte Grundig TK, hatte früh begonnen, die Bütten aus dem Radio mitzuschneiden. Alle Sendungen, alle Sessionen. 50er Jahre. Immer wieder neue Lieder. Bald lehrte er den Sohn, die Maschinen zu bedienen. Und während die anderen Kinderschallplatten gehört haben, erzählt Junggeburth, habe ich Sitzungen gehört. Immer wieder.

Bis er sie auswendig, nicht nur den Refrain, sondern auch die Verse mitsprechen konnte. Wort für Wort. Und wenn sie dann rausfuhren, die ganze ­Familie am Wochenende, Onkels und Tanten gleich mit im Wagen, saß er hinten und sorgte für die nötige Unterhaltung. Die Doof Nuss auf dem Rücksitz. Pointen bis in die Eifel. Das, sagt er, war natürlich eine ­Sensation für die Verwandtschaft. Der, sagten die Onkels und Tanten, wird später mal der Prinz Karneval. Ganz sicher.

Der erste Jeck der Familie, er kann mehr als ein Lied davon singen. Am Rosenmontag dann, Zoch vor der Tür, stand er meist allein an der ­Straße. Allenfalls noch die Schwester dabei. Meine Eltern, erzählt er jetzt, ­waren nie karnevalsjeck. Die haben nie Kostüme getragen, nicht mal ein Hütchen. Mit dem Verkleiden und allem bin ich aus der Art ­geschlagen, da müssen sie mich im Krankenhaus verwechselt haben.

Banken und Bütten, Beruf und Hobby

So trug er seine Strophen wieder nach draußen, suchte sein Publikum dort. In der Schule zuerst. Die Doof Nuss im Klassenraum. ­ Da lachten die Lehrer. Und später, Ausbildung bei der Dresdner Bank, haben sie ihn mit seinen Versen auf einen Tresen gestellt. Während des Kundenverkehrs. Ein Stift noch, ein Jeck in der Lehre. Seine Stimme in allen Lautsprechern. Da, sagt er, ist die ganze Bank zusammengelaufen. Und ich hatte bald hundert Zuschauer. 1970 dann durfte er seine erste große Rede halten, auf der Sitzung der Bank. 250 Menschen im Casino. Das war, erinnert er sich, von durchschlagendem Erfolg.

Wicky Junggeburth, in den Jahren danach ist er den Kunden und dem Karneval treu geblieben. Banken und Bütten. Beruf und Hobby, das lief parallel. So war er Finanzberater und Handelsvertreter. Schornsteinfeger, Indianer und Clown. Und manchmal, immer die beste Pointe, mischte es sich. Da half ihm das Lachen im Alltag, der Frohsinn im Umgang. Der Kölsche Klüngel. Man kennt sich nun mal. Und hilft sich dann auch. Diese Affinität zum Karneval, sagt er jetzt, hat mir mein ganzes Leben lang große Vorteile verschafft.

  Jeck oder nie: 1993 ist Junggeburth Prinz im Kölner Dreigestirn geworden und hat mit Willy Millowitsch gesungen
Jeck oder nie: 1993 ist Junggeburth Prinz im Kölner Dreigestirn geworden und hat mit Willy Millowitsch gesungen
© Philipp Wente/stern

Er kam dann, ein Zweigstellenleiter hatte gute Kontakte, zur Nippeser Bürger­wehr. Eine echte Karnevalsgesellschaft, eine glückliche Fügung. Denn dort ­wurde er Prinz. Und schrieb sich gleich auch das passende Lied, jede Strophe wie auf den Leib geschneidert.

Er sei ein Jahrhunderprinz schrieben die Zeitungen

Eimol Prinz zo sin, heißt es dort, davon hann ich schon als kleene Fetz gedräump. Und am Abend der Proklamation, so erzählt er es heute, tanzten die Herrschaften auf den Stühlen, lagen sich die Jecken in den Armen. Und er stand dort, oben auf der Bühne, plötzlich in einer Reihe mit all den Stimmen der Kindheit. Immer wieder neue Lieder, nun eine von ihnen. Tonbandmomente.

Da, sagt er, gehen Emotionen hoch, das kann man sich gar nicht vorstellen. Jahrhundertprinz, schrieben die Zeitungen später. Schlagzeilen aus der Erinnerung. Ein einziger Rausch. Wicky Junggeburth, nur seine Eltern fehlten im Saal. Der ­Vater war 1986 gestorben, an Weiber­fastnacht. Die Mutter drei Jahre später. Im Leben keine Jecken mehr. Aber, sagt er jetzt, sie wären geplatzt vor Stolz.

1994 dann, die Schneider-Pleite hatte die deutsche ­Wirtschaft schwer getroffen, war auch die Sache mit den Banken ­vorbei, nach fast 25 Jahren. Da, sagt Junggeburth, wurde der Schlüssel umgedreht. Und da habe ich gesagt, nee, ich will jetzt was Seriöses machen. Ich geh jetzt in den Karneval.

Er lacht, natürlich. Hobby zum Beruf. Die alte Leier, das vielleicht doch schönste Lied. Denn so begann sie nun mal, die zweite Karriere. Dieses Leben auf der Bühne, von dem er hier im Wintergarten un­mittelbar zu schwärmen beginnt. Weil er dort oben, in der Bütt und vor Publikum, noch immer sein Innerstes nach außen kehren kann. Ein Clown, der im Kostüm nicht verkleidet wirkt. Die Leute, sagt er, nehmen mir das ab. Weil ich das aufgesogen habe.

Und dann rief der WDR bei ihm an

Auch deshalb rief irgendwann der Sender bei ihm an. WDR, wieder eine wohlbekannte Stimme im Ohr. János Kereszti, der kölsche Ungar. Wicky, willst du nicht? Komm doch mal vorbei. Lieder, Wetter und ­Verkehr. Jecke Töne zur Narrenzeit, da moderierten die beiden gemeinsam. Ein Ritterschlag auch. Das, sagt er, werde ich nie vergessen.

Seither sitzt er dort, jedes Jahr. In Rufnähe zum Dom, live aus dem großen Sendesaal, im Rücken das Funkhausorchester. 30 Weltklassemusiker, sagt Junggeburth, und wenn die dann einsetzen, den treuen Husaren spielen, habe ich feuchte Augen. Da geht es mir rauf und runter, bis unter den dicken Zeh. Wicky Junggeburth ist am Zugweg groß und in der Bütt erwachsen geworden. Aber das Radio ist die Klammer seines Lebens, er kann es festmachen daran.

Das Radio, sagt er nun, war immer das Größte für mich. Viel schöner als Fernsehen. Radio, da musst du kein schönes Gesicht machen. Wieder lacht er, steht dann auf. Drüben im Arbeitszimmer hat er die Erinnerungen konserviert. Puppen und Zeitungen. Hinter Glas, in großen Ordnern. Dort lagert die Geschichte des Karnevals. 5000 Stunden, vielleicht sogar mehr. Zwei Bildschirme, zwei Festplatten. Wickymedia, kein Scherz, so heißt sein Programm. 15 Terabyte, sagt er. Darüber die alten Tonbandgeräte. Eine Zeitmaschine, selbst gebaut. Ein Cockpit auch. Wicky Junggeburth, er könnte damit einmal zum Mond schunkeln. Und wieder zurück. Nun setzt er sich hinein. Auch wieder der Junge von einst. Jede Spule ein Kreis, der sich schließt.

Ein Blick durch die Fenster. Draußen der Regen, Bergisches Land. In anderen Jahren, leichter und bunt, wäre er mit der Musik in die Stadt gefahren, an den alten Spuren entlang. Hätte dort, Brauhaus mit Publikum, die Nostalgie auf die Bühne gestellt, historische Töne. Ein immer wieder großer Erfolg. Heute, der Dom plötzlich weit weg, wartet draußen niemand auf ihn. Kein Schornsteinfeger, kein Indianer, kein Clown. Karneval nur im Konjunktiv. Rosenmontag ohne Zoch, er mag gar nicht dran denken. Das ist eine Leere, sagt er, eine regelrechte Leere. Dann kehrt die Stille zurück. Sie passt nicht zu ihm.






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