Wiesloch: Corona-Regel-Wirrwarr frustriert Gastronomie
Von Hans-Dieter Siegfried
Wiesloch. "Ich habe mir die Auffrischimpfung geholt und dies nicht nur aus medizinischen Gründen. Ich will ohne Einschränkungen meine sozialen Kontakte weiter mit möglichst geringen Einschränkungen genießen." Ein klares Statement eines Mannes, der gemeinsam mit zwei Freunden am Samstagabend in einem griechischen Lokal in der Wieslocher Innenstadt speiste. Seit dem 27. Dezember ist der spontane Besuch in der Gastronomie in Baden-Württemberg aber eingeschränkt: Geimpfte und Genesene können nur noch mit einem tagesaktuellen Schnelltest Pasta, Lammkotelett oder Schnitzel genießen.
Allerdings hat die Landesregierung Ausnahmeregelungen getroffen: Personen, die vor nicht mehr als drei Monaten ihre vollständige Impfung abgeschlossen haben, ist kein Schnelltest nötig. Dies gilt auch für Genesene, deren Infektion nicht länger als drei Monate zurückliegt. Für den Personenkreis, der bereits geboostert ist, entfällt die Testpflicht ebenfalls.
Wie haben sich diese Zugangsbeschränkungen auf die Gastronomie ausgewirkt? Bei einer kleinen Umfrage in Wiesloch war ein klarer Trend zu erkennen: "Bei uns kommen zum großen Teil Besucher, die eine Auffrischimpfung vorweisen können", berichtete Klaus Langen von "Langens Turmstube". Viele würden reservieren und Tests habe er im Verlauf einer Woche nur von rund zehn Gästen registrieren müssen. "Klar, spontane Besuche im Restaurant sind derzeit aufgrund der geltenden Regelungen kaum möglich", fügte er hinzu. Man vertraue daher auf Stammgäste und diejenigen, die eben eine Auffrischimpfung vorweisen könnten.
Die fehlende Spontanität beklagte auch Filippo Giacalone von der "Trattoria Italia" am Marktplatz. "Für einen Espresso oder ein Glas Wein geht doch niemand vorher zum Test", meinte er. Die jetzige Situation ähnle doch eher einer Art Lockdown. "Da wäre es fast besser gewesen, die Gastronomie für einen festgelegten Zeitraum komplett zu schließen", so Giacalone.
Dies haben, ohne Verordnung, bereits einige Restaurants vollzogen. So hat beispielsweise das "Brauhaus Freihof" eine Pandemiepause eingelegt und öffnet seine Pforten erst wieder am 3. März. Bis Mitte Januar hat auch das Restaurant "Winzerhof" in Rauenberg vorübergehend geschlossen. Für Lokale, die geöffnet haben, gilt seit knapp zwei Wochen eine Sperrstunde, die ab 22.30 Uhr beginnt. Da heißt es eben, früh kommen – oder schnell essen.
"Da blickt derzeit bei den Verordnungen doch kaum jemand mehr durch", gab sich Gabi Behr vom "Café Behr" leicht frustriert. In erster Linie kritisierte sie die neue Regelung, zweifach Geimpften und Genesenen nur noch mit einem Nachweis, der nicht älter als drei Monate alt ist, Zutritt zu gewähren. "Vorher, mit der Sechs-Monate-Regelung, war das besser", betonte sie. Jetzt fehle vor allem der Personenkreis, der mal schnell nach einem Einkaufsbummel auf eine Tasse Kaffee und ein Stück Kuchen vorbeischaue. "Dafür lässt sich doch kaum jemand testen. Aber wir kommen trotzdem ganz gut über die Runden." Entscheidend sei dafür, in der Hauptstraße mit der Bäckerei ein zweites Standbein zu haben. "Damit können wir doch vieles ausgleichen."
"Wir merken schon, dass einige Gäste wegbleiben", bestätigt auch Axel Wallenwein vom "Friedrichshof". Man vertraue derzeit auf Stammgäste, die überwiegend geboostert seien. "Vor ein paar Tagen kamen dann junge Leute, einer davon ohne Test. Die mussten wir dann abweisen." Nicht mehr so gut laufe übrigens der immer noch angebotene Abholservice von Speisen. "Das hat deutlich nachgelassen", resümierte Wallenwein. Erkennbar sei, so auch in anderen Lokalen, der Trend hin zu einem älteren Publikum. "Wir hoffen natürlich auf eine baldige Entspannung".