Bilanz 2021: HeidelbergCement bleibt zuversichtlich
Von Barbara Klauß
Heidelberg. "Die Welt ist sehr volatil", sagte HeidelbergCement-Chef Dominik von Achten am Donnerstag bei der Vorlage der Bilanz für 2021. "Das haben wir heute morgen alle gemerkt." In der Nacht zuvor hatte Russland die Ukraine angegriffen, es herrscht Krieg in Europa. Beobachter erwarten – direkt nach den Verwerfungen der Corona-Pandemie – massive Folgen auch für die Weltwirtschaft. Wie genau sie aussehen werden, ist schwer vorherzusagen. Nach Ansicht des HeidelbergCement-Chefs muss das Management des Konzerns nun jedoch wachsam sein und kurzfristig reagieren können.
Direkte Auswirkungen auf das Geschäft des Baustoffkonzerns erwartet von Achten allerdings nicht. Die Aktivitäten in der Ukraine wurden bereits 2019 aus strategischen Gründen verkauft. In Russland betreiben die Heidelberger zwar noch drei Zementwerke. Die aber laufen dem Vorstandsvorsitzenden zufolge im Moment vollkommen normal weiter. "Das ist ein sehr lokales Geschäft", fügte er hinzu. "Wir produzieren dort sehr lokal und verkaufen sehr lokal."
Eine größere Bedeutung könnte seiner Ansicht nach Sekundäreffekten zukommen – etwa mit Blick auf die zuletzt ohnehin drastisch gestiegenen Energiepreise, die durch die Eskalation weiter angeheizt werden könnten. Gerade in einer energieintensiven Industrie wie der Zementindustrie ist es von Achten zufolge nun besonders wichtig, die Preisentwicklung genau zu beobachten und schnell darauf zu reagieren. Wobei der Energiebedarf von HeidelbergCement für das laufende erste Quartal durch Einkäufe bereits zu rund 80 Prozent abgedeckt sei, für das zweite Quartal zu 50 bis 60 Prozent, wie Finanzvorstand René Aldach hinzufügte. "Diese Sekundäreffekte treffen uns, aber wir können damit umgehen", erklärte von Achten.
So blickt der Konzernchef – trotz aller weltpolitischer Unwägbarkeiten – zuversichtlich aufs laufende Geschäftsjahr. Rückenwind erwartet er durch weltweite Infrastrukturmaßnahmen und die hohe Dynamik im Wohnungsbau. Daher rechnet er für 2022 mit einem deutlichen Anstieg des Umsatzes und einer leichten Steigerung der operativen Ergebnisse.
Auch mit dem abgelaufenen Geschäftsjahr zeigten sich die beiden Vorstände zufrieden. "Es war ein schwieriges Jahr", sagte von Achten. Dennoch sei das Geschäft aus ihrer Sicht prima gelaufen. Zugute kam dem Konzern dabei auch der Sparkurs. "Wir haben die Fixkosten sehr gut im Griff", meint der Konzernchef. Zudem wurden Geschäftsteile verkauft, wie etwa im Westen der USA. Das Unternehmen mache große Fortschritte und sei in solidem Fahrwasser unterwegs, ergänzte der Finanzvorstand. Profitieren sollen davon auch die Aktionäre: Eine progressive Entwicklung der Dividende versprach von Achten. Veröffentlichen will der Konzern den Dividendenvorschlag am 24. März.
An der Börse kamen die Zahlen des Dax-Konzerns am Donnerstag jedoch nicht gut an. Im – wegen der Ukraine-Krise sehr schwachen Gesamtmarkt – büßten die Anteile des Baustoffherstellers bis Handelsschluss um 7,22 Prozent auf 56,76 Euro ein. Goldman-Sachs-Analyst Pierre de Fraguier schrieb, HeidelbergCement habe darauf hingewiesen, dass die Marktbedingungen wegen der weiter hohen Energiekosten herausfordernd blieben, vor allem im ersten Halbjahr. "Dies lässt für die Konsensschätzungen Abwärtspotenzial erwarten", fügte der Analyst hinzu.
Update: Donnerstag, 24. Februar 2022, 22 Uhr
Heidelbergcement mit Milliardengewinn
Heidelberg. (dpa) Der Baustoffkonzern Heidelbergcement hat das Gesamtjahr 2021 dank gut laufender Geschäfte mit einem Milliardengewinn abgeschlossen. Der auf die Aktionäre anfallende Überschuss betrug 1,76 Milliarden Euro, wie der Dax-Konzern am Donnerstag in Heidelberg mitteilte.
Hohe Abschreibungen hatten dem Unternehmen ein Jahr zuvor einen Verlust von gut 2,1 Milliarden Euro eingebrockt. Bereits Ende Januar hatte der Konkurrent von Lafargeholcim aus der Schweiz und Cemex aus Mexiko erste Zahlen für 2021 veröffentlicht.
Der Umsatz legte dank höherer Preise auf vergleichbarer Basis um acht Prozent auf 18,7 Milliarden Euro zu. Im laufenden Jahr peilt Heidelbergcement ein Plus beim operativen Ergebnis und Umsatz an.