Adler Mannheim gegen Eisbären Berlin: Adler geben niemals auf
Von Rainer Kundel
Mannheim. Mit unbändigem Willen, hohem Einsatz und beispiellosem Kampf haben die Adler Mannheim mit einem 4:3 (1:1, 2:2, 1:0)-Sieg gegen Titelverteidiger Eisbären Berlin die Halbfinal-Serie im "Best of Five" ausgeglichen und reisen am Donnerstag zum "Showdown" nochmals in die Hauptstadt.
Bill Stewart ist immer für eine Überraschung gut. Zum vierten Halbfinale gab der Trainer Valentino Klos, der als Förderlizenzspieler bis zum Ausscheiden der Heilbronner Falken in der DEL2 zuletzt nur noch für die Unterländer auflief, in der vierten Reihe den Vorzug gegenüber Elias. Auch Eisenschmid kehrte für Iskhakov in die Aufstellung zurück. Das Motto des Abends war klar und in der Choreografie der Nordwestkurve hinterlegt: "Adler geben niemals auf!" Passend dazu der Führungstreffer in der sechsten Minute, als Wolf von hinterm Tor Matthias Plachta anspielte und der Schuss des 30-Jährigen vom Innenpfosten aus die Torlinie überschritt. Plachta übernahm mit diesem Treffer, seinem 336. Scorerpunkt im zwölften Profi-Jahr, die Spitze der klubinternen Punktebilanz vom nicht mehr aktiven Christoph Ullmann.
Pföderl (12.) verpasste vor dem fast leeren Tor während einer Strafe gegen Dawes den Ausgleich, Dawes zielte nach Zuspiel von Rendulic (17.) knapp vorbei. Die Offensivbemühungen der Eisbären führten aber noch vor der ersten Pause zum Erfolg, als Boychuk (19.) nach einem Abpraller zur Stelle war. Der Mittelabschnitt verlief zunächst bei leichten Vorteilen für die Hauptstädter noch relativ unspektakulär, weil die Adler defensiv gut standen und wenig zuließen. Eine Strafzeit gegen Akdag (Halten) sorgte dann bei heftigen Protesten der einheimischen Besucher für noch mehr Leben in der Bude und sollte der Auftakt zu insgesamt vier Toren einleiten. "Joker" Clark, den die Eisbären erstmals in dieser Serie einsetzten, nutzte die Überzahl zum 1:2 (35.) – ein Nackenschlag war dies für die nimmermüden Adler aber keineswegs. Wohlgemuth wurde frei vor Torhüter Niederberger durch Verteidiger Ellis von hinten von den Beinen geholt, die Entscheidung konnte nur Penalty heißen. Borna Rendulic lief an, abgezockt und nervenstark verwandelte der Kroate um Ausgleich (37.), was noch lange nicht das Ende dieser turbulenten Minute ausgangs des zweiten Drittels war. Nigel Dawes kurz nach Ablauf einer Mannheimer Überzahl und keine Zeigerumdrehung später Wissmann mit einer Einzelleistung sorgten für vier Tore innerhalb von fünf Minuten.
Das letzte Drittel war nichts für schwache Nerven. Anders als noch am letzten Freitag rannten die Mannheimer nicht ins offene Messer, gingen nur in die Offensive, wenn es die Situation erlaubt. Eine Überzahl machte eine strittige Regelwidrigkeit von Szwarz wieder zunichte, Bast, Hännikäinen und Krämmer schufteten für zwei, brachten jede Scheibe vor das Tor von Niederberger. Als sich dem Adler-Block um Katic ungewöhnlich viel Platz bot, hielt der Verteidiger aus der Halbdistanz drauf, von Markus Eisenschmid kaum sichtbar abgefälscht rauschte der Puck ins Netz. Der Rest war ein verzweifeltes Anrennen des Favoriten, der aus allen Lagen schoss, bis die Sirene unter dem tosenden Jubel der über 11.000 Besucher unterging.
Selten hat eine Mannschaft in Blau-Weiß-Rot sich einen Sieg derart hart erkämpft und sich nun in ein völlig offenes fünftes Spiel um den Finaleinzug gesichert.
Adler Mannheim - Eisbären Berlin 4:3 (1:1, 2:2, 1:0); Tore: 1:0 Plachta (6.), 1:1 Boychuk (19.), 1:2 Clark (35.), 2:2 Rendulic (37. /Penalty), 3:2 Dawes (39.), 3:3 Wissmann (40.), 4:3 Eisenschmid (53.); Schiedsrichter: MacFarlane (USA), Rantala (Finnland); Strafminuten: 8/6; Zuschauer: 11.512.