Unruhe um Vinícius: „Du Rassist, ich höre nicht auf, zu tanzen“
Vor dem Derby zwischen Real Madrid und Atlético herrscht Aufruhr um Vinícius Júnior – einfach nur, weil er gerne zu seinen Toren tanzt. Nach einem zudem rassistisch angehauchten Kommentar im Fernsehen erhält der Angreifer nicht nur von Real Madrid Rückendeckung, selbst Neymar, Ronaldo und Pelé schalten sich ein. Vinícius selbst sendet eine klare Message.
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Vinícius-Tanz nach Tor bei Atlético? „Würde Ärger geben“
MADRID. Was letzte Saison, genauer gesagt erst im Mai, die Debatte um den Spalier war, ist diesmal Vinícius Júnior und dessen Hang dazu, als brasilianische Frohnatur nach selbst erzielten Toren beim Jubeln einfach zu tanzen: Vor Real Madrids Derby-Gastspiel bei Atlético (Sonntag, 21 Uhr, im REAL TOTAL-Liveticker und bei DAZN) herrscht wieder mal Aufruhr.
Der Stein des Anstoßes: Eine Aussage von Koke, Kapitän der „Rojiblancos“, dem es prinzipiell egal ist, wie jemand sein Erfolgserlebnis auf dem Rasen zelebriert. „Wenn er trifft und sich dazu entscheidet, dass er tanzt, dann ist das so. Jeder hat sein eigenes Wesen und bejubelt seine Tore, wie er will“, so der 30-Jährige. Ob es die Atlético-Fans im Estadio Cívitas Metropolitano dennoch verärgern würde, sollte Vinícius nach einem Treffer zum Tanz ausholen? Koke lachend: „Dann würde es sicher Ärger geben.“
Für nicht wenige, speziell natürlich im Kosmos der Königlichen, ist es unbegreiflich, dass so ein harmloser und schließlich auch keineswegs provokanter Jubel überhaupt Gegenstand der Vorberichterstattung zu dem Duell der Lokalrivalen ist – zumal ein Antoine Griezmann genau das Gleiche auch schon im Estadio Santiago Bernabéu getan hat.
Vinícius soll „aufhören, den Affen zu machen“
Thematisiert wurde der Vinícius-Tanz auch in der reichweitenstarken Fußball-Talkshow „El Chiringuito“, in der sich mit Pedro Bravo der Präsident des Verbandes der spanischen Spielerberater etwas zu respektlos in die Richtung des Real-Juwels äußerte.
„In Spanien muss man Gegner respektieren und aufhören, den Affen zu machen“, forderte er eindringlich. Bravo entschuldigte sich im Nachhinein für seine Wortwahl, die angesichts der Hautfarbe des brasilianischen Angreifers alles andere als glücklich ausfiel, wobei jede Sprache ihre eigenen Redewendungen hat und seine Aussage bezüglich des Vinícius-Jubels auf Spanisch eher dafür steht, keinen Quatsch zu veranstalten.
Der 22-Jährige erhält derzeit jedenfalls reichlich Rückendeckung, neben Nationalelf-Kollege Neymar schalteten sich selbst die Legenden Pelé und Ronaldo ein. Der Tenor: Lasse dir das Tanzen nicht verbieten, Vinícius, abgesehen davon seien rassistische Kommentare zu unterlassen – ob von Bravo oder anderen Personen, unter anderem in den sozialen Netzwerken.
BAILA VINI JR @vinijr
— Neymar Jr (@neymarjr) September 16, 2022
A sua dança não desrespeita ninguém, o racismo sim: desrespeita, exclui, fere e mata. #BailaViniJr @vinijr pic.twitter.com/NXTc8ovT7g
— Ronaldo Nazário (@Ronaldo) September 16, 2022
O futebol é alegria. É uma dança. É uma verdadeira festa. Apesar de que o racismo ainda exista, não permitiremos que isso nos impeça de continuar sorrindo. E nós continuaremos combatendo o racismo desta forma: lutando pelo nosso direito de sermos felizes. #BailaViniJr pic.twitter.com/yCJxJEAn4a
— Pelé (@Pele) September 16, 2022
Real Madrid: Rückendeckung per offizieller Stellungnahme
Real sah sich am Freitagabend sogar dazu gezwungen, sich mit einem öffentlichen Statement schützend vor seinen Spieler zu stellen. „Real Madrid C.F. lehnt jede Art von rassistischen und fremdenfeindlichen Äußerungen und Verhaltensweisen im Fußball, im Sport und im Leben im Allgemeinen ab, wie zum Beispiel die bedauerlichen und unglücklichen Kommentare, die in den letzten Stunden gegen unseren Spieler Vinícius Júnior gemacht wurden. Real Madrid möchte seine ganze Zuneigung und Unterstützung für Vinícius Júnior zum Ausdruck bringen, einen Spieler, der den Fußball als eine Lebenseinstellung versteht, die auf Freude, Respekt und Sportsgeist beruht. Der Fußball, der globalste Sport, den es gibt, sollte ein Beispiel für Werte und Koexistenz sein. Der Verein hat seine Rechtsabteilung angewiesen, rechtliche Schritte gegen jeden einzuleiten, der sich rassistisch gegenüber unseren Spielern äußert“, heißt es darin.
Der Linksaußen des weißen Balletts wird am Sonntag nun wohl umso gewillter sein, Atlético das Runde in das Eckige zu legen und das entsprechend zu feiern: tanzend. Angesichts der Absurdität muss man es fast schon hoffen.
„Vor Wochen fingen sie an, meine Tänze zu kriminalisieren“
Vinícius selbst gab derweil via Social Media zu Protokoll: „‚Solange die Hautfarbe wichtiger ist als die Helligkeit der Augen, wird es Krieg geben.‘ Ich habe diesen Satz auf meinem Körper tätowiert. Ich habe diesen Gedanken permanent in meinem Kopf. Das ist die Einstellung und die Philosophie, die ich in meinem Leben umzusetzen versuche. Sie sagen, dass Freude stört. Die Freude eines siegreichen schwarzen Brasilianers in Europa stört noch viel mehr. Aber mein Siegeswille, mein Lächeln und das Funkeln in meinen Augen sind viel größer. Du kannst es dir gar nicht vorstellen. Ich war ein Opfer von Fremdenfeindlichkeit und Rassismus in einer einzigen Aussage. Aber nichts davon hat gestern angefangen. Vor Wochen fingen sie an, meine Tänze zu kriminalisieren. Tänze, die nicht von mir sind. Sie gehören Ronaldinho, Neymar, Paquetá, Griezmann, João Félix, Matheus Cunha… sie gehören brasilianischen Funk- und Samba-Künstlern, Reggaeton-Sängern und schwarzen Amerikanern. Es sind Tänze, um die kulturelle Vielfalt der Welt zu feiern. Akzeptiere es, respektiere es. Ich werde nicht aufhören.“
! Obrigado pelo apoio! Eu não vou parar! #BailaViniJr pic.twitter.com/h3RsmwYAYw
— Vini Jr. (@vinijr) September 16, 2022
Vinícius: „Ich wiederhole es für dich, Rassist“
Und weiter: „Ich komme aus einem Land, in dem die Armut sehr groß ist, die Menschen keinen Zugang zu Bildung haben… und in vielen Fällen kein Essen auf dem Tisch! Normalerweise trete ich nicht öffentlich auf, um Kritik zu widerlegen. Sie greifen mich an und ich rede nicht. Sie loben mich und ich rede auch nicht. Ich arbeite! Ich arbeite viel. Auf und neben dem Platz. Ich habe eine App entwickelt, um die Bildung von Kindern in öffentlichen Schulen ohne finanzielle Hilfe von irgendjemandem zu unterstützen. Ich habe eine Schule mit meinem Namen. Ich werde viel mehr für Bildung tun. Ich möchte, dass die nächsten Generationen wie ich darauf vorbereitet sind, gegen Rassisten und Fremdenhasser zu kämpfen. Ich versuche immer, ein Profi und ein vorbildlicher Bürger zu sein. Aber das macht keine Klicks, ist kein Trend im Internet und motiviert auch keine Feiglinge, aggressiv über Menschen zu sprechen, die sie nicht einmal kennen. Das Drehbuch endet immer mit einer Entschuldigung und einem ‚Ich wurde missverstanden‘. Aber ich wiederhole es für dich, Rassist: Ich werde nicht aufhören, zu tanzen. Ob im Sambadrome, im Bernabéu oder wo auch immer. Mit der Liebe und dem Lächeln von jemandem, der sehr glücklich ist, Vini Jr.“
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