Politische Statements bei der WM: "Kann Kritik nachvollziehen und akzeptieren, teile diese Ansicht aber nicht!" – Thomas Müller nimmt DFB-Team in Schutz
DFB-Spieler Thomas Müller geht in der Debatte um die bei der WM in Katar verbotene "One Love"-Kapitänsbinde mit der Fifa ins Gericht. Zugleich kritisiert er eine zu hohe Erwartungshaltung gegenüber den Fußballern, sich bei dem Turnier politisch zu positionieren.
Nationalstürmer Thomas Müller hat sich mit einem ausführlichen Posting bei Instagram in der Diskussion um das Verbot der "One Love"-Kapitänsbinde seitens der Fifa zu Wort gemeldet. Darin kritisiert der Angreifer vom FC Bayern München die vielfach geäußerte Erwartungshaltung gegenüber den DFB-Spielern.
"Wer von uns Fußballern erwartet, dass wir unseren Pfad als Sportler komplett verlassen und unsere sportlichen Träume, für die wir ein Fußballerleben lang gearbeitet haben, aufgeben, um uns politisch noch deutlicher zu positionieren, der wird enttäuscht sein", schreibt der Weltmeister von 2014 einen Tag vor dem ersten Gruppenspiel der Nationalmannschaft gegen Japan (14 Uhr, live im Ersten und bei Magenta TV).
Zugleich geht der 33-Jährige den Weltfußballverband an: "Die Unruhe rund um die Begebenheiten im Vorfeld des WM Turniers in Katar, das Verbot der 'One Love'-Binde und weitere befremdliche Aktionen und Äußerungen der Fifa beschäftigen uns Spieler und das gesamte Team." Die Nationalmannschaft verstehe weder Standpunkt noch Art und Weise der Kommunikation der Fifa.
Thomas Müller kritisiert Fifa – und nimmt DFB-Elf in Schutz
Die Fifa als Ausrichterin der Fußball-Weltmeisterschaft in Katar hatte der deutschen und anderen Teams verboten, ihre Mannschaftskapitäne mit einer bunten Armbinde mit dem Schriftzug "One Love" als Zeichen für Toleranz gegenüber allen Lebens- und Liebesweisen und für die Meinungsfreiheit tragen zu lassen. Die Entscheidung der Fifa ist nur eine in einer ganzen Reihe von Vorfällen im Umfeld des Turniers, die Zweifel an der Haltung des Verbandes zu Themen wie Toleranz, Inklusion und Diversität entstehen ließen.
"Aufgrund der Entscheidung aller betroffenen Fußballverbände, die Binde bei den Spielen nicht zu tragen, stehen auch der DFB und wir Spieler in der Kritik", erklärt Thomas Müller in seinem Statement weiter. "Ich kann die Kritik nachvollziehen und akzeptieren, teile diese Ansicht aber nicht!" Der DFB-Stürmer verweist dabei auf den Einsatz seiner Mannschaftskollegen: "Der Verband und wir Spieler engagieren uns seit Jahren weit über den grünen Rasen hinaus. Viele Nationalspieler haben eigene Stiftungen oder unterstützen seit Jahren mit großem Einsatz unterschiedliche soziale Einrichtungen."
Ob und wie die deutsche Nationalmannschaft ihre Haltung auch bei ihrem WM-Auftakt gegen Japan zum Ausdruck bringen wird, lässt Müller offen. Für das Spiel hoffe er auf Unterstützung aus Deutschland. "Wir wollen euch zeigen, dass wir mit Teamgeist, Geschlossenheit und Fußballfinesse unsere deutsche Fußballnation begeistern können."
Quellen: Thomas Müller bei Instagram, Nachrichtenagentur DPA