Fußball-WM Katar, Tag 6: USA bringen Engländer an den Rand einer Niederlage – für Gastgeber Katar ist die WM nach der Vorrunde zu Ende
USA trotzt England ein Remis ab. Auch die Niederlande kommen gegen Ecuador nur zu einem Punkt. Für Gastgeber Katar ist die WM hingegen schon vorbei. Dank viel Kampf ergattern die Iraner bei ihrer zweiten WM-Partie gegen Wales die ersten drei Turnierpunkte.
England – USA 0:0
Der hochgehandelte Mitfavorit England hat den ersten WM-Dämpfer kassiert und muss noch auf den Achtelfinaleinzug warten. Das Team von Chefcoach Gareth Southgate konnte am Abend in Al-Chaur beim 0:0 gegen die USA nicht an das 6:2-Torfest gegen Iran zum Auftakt anknüpfen. Harry Kane und Co. verpassten es bei dem leistungsgerechten Remis vor 68.463 Zuschauern im Al-Bait Stadion, sich als erstes Team bei der WM in Katar für die Runde der letzten 16 zu qualifizieren.
Vor dem brisanten Briten-Duell im Gruppenfinale am Dienstag (20 Uhr) gegen Wales ist die Ausgangslage der Engländer, die auch das dritte WM-Spiel gegen die USA nicht gewinnen konnten, trotzdem exzellent. Ein Punkt reicht sicher für das Weiterkommen, selbst eine knappe Niederlage würde garantiert reichen. Die USA stehen zeitgleich in dem politisch hochbrisanten Duell mit Iran mehr unter Druck: Nur ein Sieg bringt nach bislang zwei Remis das Ticket für die K.o.-Runde. Bei einem dritten Remis oder einer Niederlage wäre das Turnier für die US-Auswahl um Christian Pulisic vorzeitig beendet.
Niederlande – Ecuador 1:1
Die Niederlande haben bei der Fußball-WM in Katar den vorzeitigen Einzug ins Achtelfinale verpasst. Das Team von Bondscoach Louis van Gaal kam gegen Ecuador nur zu einem 1:1 (1:0) und konnte nicht den notwendigen zweiten Turniersieg einfahren, um sich schon vor dem letzten Spieltag in Gruppe A für die K.o.-Runde zu qualifizieren. In Al-Rajjan erzielte Cody Gakpo (6. Minute) die Führung für den Favoriten aus Europa, ehe Enner Valencia (49.) zum Ausgleich für Ecuador traf. Beide Teams haben weiterhin gute Chance auf die nächste Runde. Nach dem Remis ist dafür das Vorrunden-Aus von Gastgeber Katar besiegelt, das zuvor 1:3 gegen den Senegal verloren hatte.
Katar – Senegal 1:3
Für den stolzen Gastgeber Katar entwickelt sich die Fußball-WM immer mehr zu einem sportlichen Fiasko. Der wenig konkurrenzfähige Asienmeister verlor am Freitag trotz einer kleinen Leistungssteigerung auch sein zweites Gruppenspiel gegen den Senegal 1:3 (0:1) und wird damit als erst zweiter WM-Ausrichter nach Südafrika (2010) die Vorrunde nicht überstehen. Dazu passte auch die maue WM-Begeisterung bei den Katarern: Viele Plätze blieben leer.
Bolaye Dia (41. Minute), Famara Diedhiou (48.) und Bamba Dieng (84.) nutzten die vielen Fehler der Gastgeber vor offiziell 41.797 Zuschauern eiskalt aus und brachten den durch die Verletzung von Bayern-Stürmerstar Sadio Mané so geschwächten Afrikameister im Kampf um das Achtelfinal-Ticket wieder zurück ins Geschäft. Katar, das durch den eingewechselten Mohammed Muntari noch zum Anschlusstor kam (78.), wartet indes weiter auf den ersten Punkt - so schlecht war noch nie ein WM-Gastgeber.
Dabei hatte Katar zwölf Jahre lang viel Geld in die sportliche Entwicklung der Nationalmannschaft gesteckt, seit Juni bereitete sich das Team intensiv auf die Endrunde vor - offensichtlich alles umsonst. Auch gegen den Senegal präsentierte sich die Mannschaft des spanischen Trainers Felix Sanchez lange Zeit als sportliches Leichtgewicht, produzierte viele Fehler und wirkte mitunter hoffnungslos unterlegen. Und dabei wartet der schwerste Gruppengegner mit den Niederlanden erst noch zum Abschluss am Dienstag (16.00 Uhr).
Iran – Wales 2:0
Irans Fußball-Nationalmannschaft hat unter großem politischen und sportlichen Druck bei der Weltmeisterschaft in Katar einen umjubelten Last-Minute-Sieg gefeiert. Das Team von Trainer Carlos Queiroz gewann am Freitag im zweiten Vorrundenspiel gegen Wales um Stürmerstar Gareth Bale dank Treffern von Roozbeh Cheshmi und Ramin Rezaeian in der achten und elften Minute der Nachspielzeit mit 2:0 (0:0). Der walisische Torwart Wayne Hennessey sah zuvor in der 86. Minute die Rote Karte nach einer Notbremse außerhalb des Strafraums gegen Mehdi Taremi. Iraner singen Hymne mit 11.28
Beide Teams haben noch Chancen aufs Weiterkommen. Vor 40.875 Zuschauern im Ahmad bin Ali Stadion von Al-Rajjan schwiegen die iranischen Spieler diesmal nicht bei der Nationalhymne, sondern bewegten mit ernsten Mienen sichtbar die Lippen. Die meisten Pfiffe in der Arena verstummten, als auf der Videowand ein herzzerreißend weinender älterer Fan mit einer iranischen Fahne gezeigt wurde.