Personalmangel und hohe Kosten: Kita-Notstand: Erzieher-Verband sieht "politisches Versagen" der Bundesregierung
Der Vorsitzende des Erzieher- und Lehrerverbandes VBE, Gerhard Brand, hat die Politik in der Debatte um aktuelle Einschnitte im frühkindlichen Bildungsbereich scharf kritisiert. Kita-Schließungen seien das Ergebnis von "politischem Versagen".
Gerhard Brand, Bundesvorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung VBE, lässt kein gutes Haar an der Bildungspolitik der Bundesregierung: Kita-Schließungen und reduzierte Betreuungszeiten seien aktuell "notwendig und richtig", weil der Personalstand in Kitas viel zu niedrig sei. Strenggenommen hätten zahlreiche Kitas schon viel früher geschlossen werden müssen, weil "es schlichtweg nicht genügend Erzieherinnen und Erzieher gab, um alle Kinder zumindest sicher zu betreuen", schreibt Brand in einer Stellungnahme zur bundesweiten Debatte. Verantwortlich für die Entwicklung sei das "politische Versagen in der Vergangenheit".
Der VBE-Chef warnt zudem davor, den "Betreunungsschlüssel noch weiter auszudehnen", um die Probleme zu lösen. Schon jetzt arbeiteten in zwei Drittel aller Kitas zu wenige Erzieher und Erzieherinnen und die Belastungsgrenze sei vielfach viel zu hoch.STERN PAID Patchwork Familie Kinder 20.25
Kein Personal: Kitas kürzen Betreuungszeiten
Viele Kitas in Deutschland sind derzeit nicht in der Lage, Kinder ganztäglich zu betreuen. Deutschlandweit werden Betreuungszeiten gekürzt und Kita-Beiträge erhöht, weil die Kosten durch die Inflation steigen. Die Partei die Linke hat deswegen am Donnerstag eine aktuelle Stunde im Bundestag beantragt.
In der Debatte warf Linken-Fraktionschef Dietmar Bartsch den Parteien der Ampel-Koalition vor, dass sie "ihren Sparwahn auf dem Rücken der Kinder und ihrer Eltern" betreibe. Mit Blick auf rund 100.000 fehlende Erzieherinnen und Erzieher und rund 380.000 fehlende Kita-Plätze sprach er von einem "Armutszeugnis für unser Land".
Bundesregierung weist Vorwürfe zurück
Bildungs-Staatssekretärin Ekin Deligöz (Grüne) wies die Vorwürfe zurück. Sie verwies auf das von der Regierung bereits beschlossene Kita-Qualitätsgesetz, für das der Bund vier Milliarden Euro bereitstelle. "Der Bund handelt", sagte sie auch mit Blick auf das ebenfalls beschlossene Bundesprogramm für praxisorientierte Ausbildung. Um dem Fachkräftemangel an Kitas zu begegnen, warb sie für bessere Entlohnung und Arbeitsbedingungen, aber auch für mehr Zuwanderung. "Mit uns wird es kein Qualitätsdumping geben", sicherte Deligöz weiter zu.
Quelle: Pressedienst VBE