Мы в Telegram
Добавить новость
103news.com
World News in German
Март
2023

Zeitgeschichte | März 1933: Polizei- und SA-Razzia in der Berliner Künstlerkolonie am Südwestkorso

0
Gewaltorgien, Anpassung, Verrat: Eine medienwirksame Polizeirazzia trifft die Berliner Künstlerkolonie. Die NSDAP etabliert ihre Macht brutal – und erhält massiven Zulauf. Ein Land in Zeiten der Illoyalität
März 1933: Polizei- und SA-Razzia in der Berliner Künstlerkolonie am Südwestkorso

Ich höre die Nachrichten und denke nur: Alle sind in rasend kurzer Zeit verrückt geworden. Man schwadroniert ohne Scheu gefährlichsten Humbug und ist sich einig, dass er wahr sei. Ist gar davon begeistert. Jubelt. Der Pöbel, das Pöbeln bestimmen den Ton, alles schreit. Jedermann scheint gehirngewaschen. Aber Freunde, Nachbarn, Kollegen, ich kannte euch doch! Was ist mit euch passiert, wer seid ihr plötzlich? – In diese beängstigend „verrückte“ Lage geraten sehen sich nicht wenige im Frühjahr 1933. Sie fühlen sich von Tag zu Tag weiter abgehängt, atomisiert. Altdemokratische Intelligenzblätter, wie das Berliner Tageblatt oder die Vossische Zeitung, wandeln sich von heute auf morgen zu Naziorganen. Die vertraute Stimme des Radiosprechers: fort, stumm. Und im Mai werden Bücher verbrannt. Die Propaganda trommelt. „Die Staatskommissare im Reich greifen durch! Der Neuaufbau des Arbeitsdienstes. Ausrottung … Und ein ungeheurer Wald von Armen streckt sich in die Luft.“ Das Vereinzeln der „Feinde“ liegt ganz im Interesse derer, die jetzt an der Macht sind: Ja, ein paar Widerständige gibt es noch, aber es ist nur eine Frage der Zeit, wann sie sich mit in den Strom des „Neuen“ werfen werden.

Im Übrigen terrorisiert man sie aufs Grausamste. Nachdem der Reichstag gebrannt hat, gilt die „Verordnung zum Schutz von Volk und Staat“, bürgerliche Grundrechte sind weitgehend außer Kraft gesetzt. Und der kommissarische preußische Innenminister Hermann Göring sagt offen, was er plant: „Meine Maßnahmen werden nicht angekränkelt sein durch irgendwelche juristischen Bedenken. Meine Maßnahmen werden nicht angekränkelt sein durch irgendeine Bürokratie. Hier habe ich keine Gerechtigkeit zu üben, hier habe ich nur zu vernichten und auszurotten, weiter nichts.“

Eine Verhaftungswelle rollt übers Land. SA-Leute sind als Hilfspolizisten im Einsatz. So mancher nimmt private Rache. Man foltert und erschlägt Gefangene in Kellern, Kneipen, Maschinenhallen, Unterkünften. Es wird nicht einmal ein großes Geheimnis darum gemacht. Soll man die Schreienden nur hören. Das wird zu denken geben!

Wer in den letzten Monaten und Jahren politisch links aktiv war, rechnet jetzt damit, abgeholt zu werden. Da kein Postgeheimnis mehr existiert, kann jeder Brief mitgelesen, jedes Telefonat abgehört werden. Also spricht man chiffriert. Versucht sich im konspirativen Handeln. Und dezimiert vorsichtshalber Beweise. Aber „Papiere zerreißen und ins Klosett werfen, ist nicht gut“, schreibt Manès Sperber, damals Kommunist, in seinen Erinnerungen, „die Nachbarn werden aufmerksam, dass ununterbrochen die Wasserspülung in Betrieb ist, sie erraten den Grund und laufen zur Polizei. Bücher kann man in den Fluss werfen, aber dazu gehört viel Umsicht, sonst macht man sich verdächtig. Fotos verbrennt man am besten auf brennenden Kohlen.“

Eine medienwirksame Polizeiaktion gilt der Berliner Künstlerkolonie. Diese ist ein Ensemble mehrerer Blocks, zwischen 1927 und 1931 von der deutschen Bühnengenossenschaft im Südwesten Berlins erbaut. In den insgesamt 600 Wohnungen leben durchaus nicht nur Kulturschaffende, aber doch eine Vielzahl. Sängerinnen. Korrepetitoren. Tänzer. Freiberufler. Auch prominente Namen finden sich: Ernst Busch, Walter Hasenclever, Steffie Spira. Als rote Ecke gilt der Kiez den Nazis seit Anbeginn. Endlich kann hier gründlich „durchgegriffen“ werden. „Gestern Vormittag gegen 8 Uhr wurde“, berichtet das NSDAP-Blatt Völkischer Beobachter am 16. März 1933 in kunstfeindlich-heiterem Ton, „der große Block am Südwestkorso in Wilmersdorf, der den harmlosen schönen Namen ‚Künstlerkolonie‘ führt, abgeriegelt und durchsucht.“ Zu- und Fluchtwege sind gesperrt. SA und Polizei rücken vor. Über Leitern werden Balkone gestürmt, es werden Fenster aufgebrochen, rote Fahnen und einige Waffen gefunden, kiloweise Bücher beschlagnahmt. Die Presse ist vor Ort. Auch die Wohnung, in der Manès Sperber gerade lebt, wird an jenem Vormittag durchwühlt. „Ein SA-Mann stieß Siegesrufe aus, jedes Mal wenn er auf einem Buchrücken einen slawischen Namen entdeckte. Das Fräulein mit der Hakenkreuzbinde am Arm klärte ihn unwirsch auf, dass Dostojewski kein Bolschewist war.“

In „Schutzhaft“ genommen wird Sperber trotzdem. Man stößt den 27-jährigen, aus Galizien stammenden Psychologen, der in Wien studiert hat und später Schriftsteller werden sollte, auf einen offenen Wagen, auf dem einige Sitzbänke stehen. „Verhaftete saßen darauf, fünf Männer in jeder Reihe, einige bluteten leicht aus Mund und Stirn.“ Sensationsgierige Anwohner begaffen das Ereignis böswillig. „Eine ältere Frau, noch vom Laufen atemlos, stieß einen der Gefangenen in die Rippen, glitt dabei aus und schrie auf. Danach stürzten sich zwei andere auf den Angegriffenen, schlugen ihm auf den Rücken; ein Junge sprang auf und spuckte ihm ins Gesicht.“

Die politische Publizistin Hannah Arendt gibt 1933 ihre akademische Tätigkeit für Jahre auf, weil sie angewidert ist vom Verhalten vieler deutscher, deutsch-jüdischer Intellektueller. „Das persönliche Problem war doch nicht, was unsere Feinde taten“, erzählt sie im Interview 1964 Günter Gaus, „das Problem war, was unsere Freunde taten! Sie wissen ja, was Gleichschaltung ist, und das hieß: dass die Freunde sich gleichschalteten. Ich lebte“, sagt sie, „in einem Intellektuellenmilieu. Kannte aber auch andere Menschen. Und ich konnte feststellen, dass unter Intellektuellen es sozusagen die Regel war. Und unter den anderen nicht.“ Hannah Arendt verlässt, nachdem auch sie vorübergehend verhaftet war, Deutschland heimlich und arbeitet in Paris für eine Organisation, die jüdischen Jugendlichen und Kindern die Flucht nach Palästina ermöglicht, wo sie in Kibbuzim leben, lernen, eine Berufsausbildung erhalten. Sie leistet Sozialarbeit. „Nie wieder“, schwört sie sich damals, „fasse ich eine intellektuelle Geschichte an. Ich will mit dieser Gesellschaft nichts mehr zu tun haben.“

Dass es Deutsche gibt, die bei Verstand bleiben – immerhin hat eine Mehrzahl am 5. März nicht NSDAP gewählt –, ja, die nicht einmal gänzlich ihren Humor verlieren, zeigt der Begriff von den „Märzgefallenen“. Herkömmlich werden so jene bezeichnet, die im März 1848 auf den Barrikaden in Berlin gegen die Truppen Friedrich Wilhelms IV. ums Leben gekommen sind. Jetzt münzt man den Begriff neu auf die Umfaller, die von Angst Getriebenen und Karrieristen, die reihenweise Anträge auf Parteimitgliedschaft in der NSDAP stellen. Dieser Andrang ist so heftig, dass die Partei sich bereits im April genötigt sieht, eine Aufnahmesperre zum 1. Mai zu verhängen, von der nur SA- und SS-Mitglieder ausgenommen sind. Wer’s vorher noch geschafft hat, kann nun (un)glücklich das Parteiabzeichen tragen.

Manès Sperber bleibt fünf Wochen in Haft. Auch er geht dann nach Paris. Arbeitet für die Komintern, ist also weiter als Kommunist aktiv. Die Moskauer Schauprozesse 1937 jedoch und dann der Hitler-Stalin-Pakt führen zum Bruch. Sperber stellt sich gegen die Genossen, gegen den Kommunismus.

Seinem Buch Die vergebliche Warnung verdanken wir die Schilderung eines langen nächtlichen Gesprächs mit einem Freund vom Roten Frontkämpferbund, der Kampfabteilung der KPD, in jenem März 1933. Manès Sperber übernachtet in einer fremden Wohnung, um nicht aufgespürt zu werden. Und dieser Freund, Hannes, wendet sich an den studierten Psychologen um Rat. In Wahrheit, unausgesprochen, bittet er um Absolution für seinen geplanten Verrat. Hannes redet, redet auch von Dingen, die geheim sind. Befreit sich von ihnen. Er meint, man müsse die Naziorganisationen jetzt von innen her erobern. Am Morgen, als Manès aufwacht, ist Hannes gegangen. „Die Frau des Hauses“, schreibt Sperber, „eine liebe Freundin, sagte: ‚Es ist nicht sicher, dass Hannes heute Abend wiederkommt, aber wenn – wir haben nicht den mindesten Grund, ihm zu misstrauen, nicht wahr?‘ Ich antwortete nicht. Sie blickte mir ins Gesicht, ich wandte es ab; sie verstand.“

Lesen Sie mehr in der aktuellen Ausgabe des Freitag.





Губернаторы России
Москва

Сергей Собянин: в ТиНАО создадут новые управы районов





Москва

Состоялась Байкальская театральная школа в Бурятии: Россия и Культура, Дети


Губернаторы России

103news.net – это самые свежие новости из регионов и со всего мира в прямом эфире 24 часа в сутки 7 дней в неделю на всех языках мира без цензуры и предвзятости редактора. Не новости делают нас, а мы – делаем новости. Наши новости опубликованы живыми людьми в формате онлайн. Вы всегда можете добавить свои новости сиюминутно – здесь и прочитать их тут же и – сейчас в России, в Украине и в мире по темам в режиме 24/7 ежесекундно. А теперь ещё - регионы, Крым, Москва и Россия.

Moscow.media
Москва

Собянин: Московскому метрополитену исполнилось 89 лет



103news.comмеждународная интерактивная информационная сеть (ежеминутные новости с ежедневным интелектуальным архивом). Только у нас — все главные новости дня без политической цензуры. "103 Новости" — абсолютно все точки зрения, трезвая аналитика, цивилизованные споры и обсуждения без взаимных обвинений и оскорблений. Помните, что не у всех точка зрения совпадает с Вашей. Уважайте мнение других, даже если Вы отстаиваете свой взгляд и свою позицию. 103news.com — облегчённая версия старейшего обозревателя новостей 123ru.net.

Мы не навязываем Вам своё видение, мы даём Вам объективный срез событий дня без цензуры и без купюр. Новости, какие они есть — онлайн (с поминутным архивом по всем городам и регионам России, Украины, Белоруссии и Абхазии).

103news.com — живые новости в прямом эфире!

В любую минуту Вы можете добавить свою новость мгновенно — здесь.

Музыкальные новости

Пол Маккартни

«Возомнил себя Полом Маккартни?»: Соседов назвал причину творческого провала Никиты Преснякова в США




Спорт в России и мире

Алексей Смирнов – актер, которого, надеюсь, еще не забыли

Инсайты, стратегии и нетворкинг для профессионалов: 21 июня пройдет ежегодный форум «Спорт и Бизнес»

В Подмосковье сотрудники ОМОН «Русич» Росгвардии приняли участие в церемонии открытия соревнований по дзюдо среди детей и подростков

Строительные леса обрушились у здания спортшколы на Новочеремушкинской улице


Ига Свёнтек

Свёнтек высказалась об акции протеста экоактивистов, выбежавших на корты Рима



Новости Крыма на Sevpoisk.ru


Москва

Главврача подмосковной больницы задержали за взятку



Частные объявления в Вашем городе, в Вашем регионе и в России