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2023

Kino | „Saint Omer“ von Alice Diop: In den Augen der Mütter

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Eindrucksvolles Gerichts-Drama: In ihrem preisgekrönten Film „Saint Omer“ geht es der Filmemacherin Alice Diop, selbst Tochter senegalesischer Eltern, nicht mehr um die Repräsentation migrantischer Frauen. Warum gerade das hochpolitisch ist
„Saint Omer“ von Alice Diop: In den Augen der Mütter

Meeresrauschen. Der Atem eines Menschen. In der Dunkelheit ist schemenhaft das Profil einer Frau zu erkennen, in ihren Armen ein Bündel. Der Blick ist gesenkt, ihre Schritte langsam, aber bestimmt. Die Brandung wird lauter. Schnitt. Mit dieser Einstellung, kaum eine Minute kurz, beginnt Saint Omer, das Spielfilmdebüt von Alice Diop. 2016 war die französische Regisseurin in die gleichnamige Kleinstadt an der Nordküste gereist, um den Prozess gegen Fabienne Kabou zu verfolgen, der landesweit für Aufsehen sorgte. Die Frau, wie Diop senegalesischer Abstammung, war angeklagt, im November 2013 ihre 15 Monate alte Tochter getötet zu haben.

Die 1979 bei Paris geborene Diop drehte bisher mehrere Dokumentarfilme, darunter den auf der Berlinale vor zwei Jahren ausgezeichneten Film Wir, ein Essay über die zersplitterte Gesellschaft in Frankreich. Mit ihrem ersten Spielfilm feierte sie im vergangenen September in Venedig Weltpremiere.

Im Gespräch am Rande des Festivals gibt Diop zu, eine Obsession für den Fall entwickelt zu haben, die sie „zeitweise richtig beschämte“. Als sie zum ersten Mal die Gesichtszüge der Verdächtigen sah, habe sie sofort gewusst, „dass die Frau aus dem Senegal stammt. Mich überkam ein sehr merkwürdiges Gefühl von Verbundenheit.“ Sie beschloss, nach Saint Omer zu reisen und den Prozess zu verfolgen. „Die fünf Gerichtstage verstörten mich zutiefst. Und mir ging es nicht alleine so. Die meisten Personen im Saal waren Frauen. Wir alle waren bestürzt und überwältigt von den Aussagen bei der Befragung. Viele von uns brachen in Tränen aus.“ Ihr sei klar geworden, „dass es mit etwas profund Weiblichem zu tun hat: dem Muttersein. Wir alle haben eine Beziehung zu unseren Müttern, und wir sind oder werden womöglich selbst Mütter. Diese Aussagen waren wie ein Trigger, uns mit unseren eigenen Entscheidungen auseinanderzusetzen.“

Diop verarbeitet das Gesehene nicht wie bisher dokumentarisch, sondern fiktionalisiert die wahren Begebenheiten. Ihre eigene Beobachterrolle übernimmt Rama (Kayije Kagame), eine junge Schriftstellerin, die selbst gerade ein Kind erwartet. Aus der 36-jährigen Kabou wird im Film Laurence (Guslagie Malanda), die sich auf der Anklagebank als unzuverlässige Erzählerin erweist und sich immer wieder in Widersprüche verstrickt. Rama verfolgt ihre Geschichte gebannt, erkennt in den Traumata auch Erfahrungen ihrer Familie wieder.

Abseits der Liebeserzählung

Die Filmadaption des Falls ist ein bewusst irritierender Blick auf das Muttersein, jenseits der Erzählungen von Erfüllung, Liebe und unerschütterlicher Mutter-Kind-Bindung. Es geht Diop weder um Mitleid noch um Rechtfertigung, sie zeigt die Strukturen auf, in denen migrantische Mütter oft unter sehr prekären Umständen leben.

Der Wortlaut im Film entspricht laut Diop exakt den eidesstattlichen Aussagen Kabous im Prozess. Auch das Plädoyer ihrer Verteidigerin sei sehr nah an dem, was sie damals gesagt habe. „Seit meinem ersten Kurzfilm versuche ich, Hybridformen zwischen Realität und Fiktion zu finden. Auch wenn meine bisherigen Arbeiten als dokumentarisch gelten und dies mein erster Spielfilm ist, folge ich doch derselben Regel. Für mich ist diese Gratwanderung die Essenz des Kinos.“

In Venedig hatte der Film am Ende den Großen Preis der Jury und den Preis für den besten Erstling erhalten. Auch bei den Césars vor zwei Wochen wurde Saint Omer als bestes Spielfilmdebüt ausgezeichnet, ging ansonsten aber leer aus, wie zuvor bereits beim Europäischen Filmpreis. Auch beim Oscar-Rennen, wo der Film als Frankreichs Beitrag antrat, schaffte er es nicht unter die fünf Nominierten. Zu sperrig scheint das Werk, zu rigoros in seinem intellektuellen Konzept, das keine Lösung des Falls zum Ziel hat. Doch gerade darin liegt die Faszination des Films. Im präzise inszenierten Prozess zeigt Diop in langen, statischen Einstellungen Laurence’ ambivalente Aussagen, in denen sicher geglaubte Annahmen immer wieder unterwandert werden.

Eingebetteter Medieninhalt

Diop wirft mit ihrem Film Fragen auf, nach dem Motiv der Kindsmörderin, nach dem Grund, warum die junge Autorin wie besessen den Prozess verfolgt. Darauf angesprochen, was es bedeutet, als schwarze Frau in der französischen Gesellschaft zu leben, wird Diop vehement. „Für mich ist gerade das Politische an Saint Omer, dass es sich bei den Hauptfiguren um schwarze Frauen handelt, aber die Themen, um die es geht, universell sind“, sagt sie. „Ich wollte nicht, dass ihre Hautfarbe im Film gerechtfertigt werden muss. Mir geht es nicht um Repräsentation. Ich selbst bin eine schwarze Französin, die an der Sorbonne-Universität Geschichte und Anthropologie studiert hat. Die Themen, die mich beschäftigen, haben wenig mit der Farbe meiner Haut zu tun.“ Für sie sei das Thema des Films nicht Rassismus, sondern das Muttersein. „Das ist in sich bereits ein politisches Statement“, sagt sie bestimmt, „weil die Figuren nicht über ihre Hautfarbe definiert werden. Sie hätten genauso gut weiß sein können, es hätte keinen Unterschied gemacht.“

Diop weiß aber auch, dass die Sache so einfach nicht ist. Für die Protagonistin Rama, die junge Schriftstellerin, die den Prozess verfolgt, ganz ähnlich wie für Diop als Filmemacherin. „Zunächst hatte ich für die Figur eine weiße Autorin im Kopf“, sagt sie. „Bis mir klar wurde, dass ich mich damit auf eine Art selbst zensiere. Warum hatte ich zuerst nicht das Selbstbewusstsein, eine schwarze Nachwuchsautorin zur Hauptfigur zu machen? Ihre Familie ist eingewandert, aber sie lebt nicht in einem Problemviertel. Sie kommt aus einem anderen Milieu. Solche Frauen sieht man sonst nicht auf der Leinwand.“ Auch das ein Widerspruch, der sich nicht auflöst.

Saint Omer Alice Diop Frankreich 2022, 123 Minuten

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