Wunsiedel: Zehnjährige tot in Kinderhilfe-Einrichtung gefunden – Ermittler haben drei minderjährige Jungen im Fokus
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In einem Kinderheim in Wunsiedel ist ein zehnjähriges Mädchen tot aufgefunden worden. Erste Anzeichen deuten auf ein Tötungsdelikt. Die Polizei hat drei Jungen von 11 und 16 Jahren im Verdacht, ein Krisenstab betreut Betreuer wie Bewohner.
Todesfall im Kinderheim: Im Fall des toten zehnjährigen Mädchens in einer Kinder- und Jugendhilfe-Einrichtung im oberfränkischen Wunsiedel stehen zwei Jungen im Alter von 11 Jahren und ein 16-Jähriger im Fokus der Ermittler. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur am Mittwoch aus Sicherheitskreisen. Zuvor hatte "Bild" berichtet. Konkrete Hinweise auf eine Tatbeteiligung gebe es nicht.
Die Ermittler konzentrieren sich nach Angaben eines Sprechers der Staatsanwaltschaft Hof allein auf die Einrichtung. Das bedeute, auf die Angestellten und die dort untergebrachten Kinder und Jugendlichen. Bei der Einrichtung handelt es sich den Angaben zufolge um das Kinder- und Jugendhilfezentrum St. Josef.Missbrauch im Sport Rulofs 15.26
Krisenstab soll Jugendlichen helfen
Der Träger des oberfränkischen Kinderheims will mit Hilfe eines Krisenstabs das Geschehen aufarbeiten. Die jungen Bewohner aus der Jugendhilfeeinrichtung in Wunsiedel brauchten in dieser Situation vertraute Menschen, die sich weiterhin um sie kümmerten, teilte die Katholische Jugendfürsorge der Diözese Regensburg (KJF) am Mittwoch mit. "Sie brauchen das Angebot, alle Fragen stellen zu können, die sie haben, und sie brauchen kind- und altersgerechte Antworten."
Die Zehnjährige war am Dienstagmorgen von Angestellten der Einrichtung leblos in einem Zimmer gefunden worden. Ein Notarztteam konnte nur noch den Tod des Mädchens feststellen. Eine angeordnete Obduktion des Leichnams des Mädchens ist nach Angaben der Staatsanwaltschaft mittlerweile abgeschlossen. Das Ergebnis liege aber noch nicht vollständig vor, hieß es. Erste Erkenntnisse deuten demnach auf ein Fremdverschulden hin.
Zahlreiche Zeugen befragt
Am Mittwoch war die Polizei den Angaben nach weiter für die Spurensicherung in der Einrichtung und befragte zahlreiche Zeugen. Wie viele Kinder und Jugendliche derzeit in der Einrichtung untergebracht sind, konnte ein Sprecher nicht sagen. Aufgrund der Ferienzeit - derzeit sind Osterferien in Bayern - sei die Einrichtung nicht voll belegt. Die Kinder und Jugendlichen würden von entsprechend ausgebildeten Kräften betreut.
Innerhalb der KJF seien die Menschen erschüttert, berichtete der kirchliche Träger. In der Einrichtung sei sofort ein Krisenteam gebildet worden, um die Kinder und Jugendlichen aufzufangen. "Sie müssen in der akuten Krisensituation und in den folgenden Wochen und Monaten behutsam und individuell begleitet werden, damit sie das traumatisierende Ereignis verarbeiten können." In den Krisenstab seien auch Experten aus anderen Einrichtungen der Umgebung einbezogen worden.
Am Dienstag umfangreich Spuren gesichert
Die Behörden haben den Fall laut einem Sprecher erst am Mittwoch bekannt gemacht, um am Dienstag zunächst umfangreich Spuren sichern und Zeugen befragen zu können. Die Stadt Wunsiedel im Fichtelgebirge hat rund 9200 Einwohner. Sie liegt etwa 90 Kilometer nordöstlich von Nürnberg und nur wenige Kilometer von der Grenze zu Tschechien entfernt.
Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann von der CSU forderte derweil eine schnelle Aufklärung des Falles: "Wichtig ist, dass nun möglichst schnell geklärt wird, wer an der Tat beteiligt war und welche Hintergründe es dafür gab", teilte Herrmann am Mittwoch mit. "Die Ermittler von Polizei und Staatsanwaltschaft arbeiten mit Hochdruck an der Aufklärung." Seine Gedanken seien bei den Hinterbliebenen, für die eine Welt zusammengebrochen sei. "Diese schreckliche Tat hat mich zutiefst bestürzt und lässt mich fassungslos zurück", sagte Herrmann.