Hubert Aiwanger: Fragenkatalog beantwortet – neue Vorwürfe

Bayerns Ministerpräsident Söder hatte Aufklärung gefordert, nun soll Aiwanger Antworten in der Flugblatt-Affäre geliefert haben. Unterdessen gibt es neue Vorwürfe gegen ihn. Bayerns Vize-Ministerpräsident Hubert Aiwanger (Freie Wähler) hat den Fragenkatalog des bayerischen Regierungschefs Markus Söder (CSU) schriftlich beantwortet. Das berichteten am Freitagabend die "Bild" und die Deutsche Presse-Agentur. Söder hatte von seinem Koalitions-Kollegen Aufklärung in der Flugblatt-Affäre gefordert und ihm dazu einen Katalog mit 25 Fragen vorgelegt. Was genau Söder gefragt hatte und was in den Antworten steht, ist bislang nicht bekannt.Am Freitagmorgen hatte Söder den Druck erhöht und auf eine zeitnahe Beantwortung gepocht. "Und zeitnah heißt am besten noch heute, im Laufe des Tages", sagte der CSU-Chef am Rande eines Termins. Die Fragen beziehen sich auf den Vorwurf, dass Aiwanger zu Schulzeiten ein antisemitisches Flugblatt verfasst haben soll. Er selbst bestreitet das. Sein Bruder gab an, für das Schreiben verantwortlich zu sein."Bekannt wegen rechtsextremer Ansichten"In den vergangenen Tagen kamen dann noch weitere Vorwürfe auf. Am Freitag meldeten sich frühere Mitschüler Aiwangers in der "Süddeutschen Zeitung" (SZ) zu Wort – und berichten von "rechtsextremen Ansichten" des Freie-Wähler-Chefs und bayerischen Wirtschaftsministers.Stephan Winnerl war nach Angaben der "SZ" eine Klasse über Hubert Aiwanger und in den drei Schuljahren von 1985/86 bis 1987/88 Schülersprecher am Burkhart-Gymnasium. Die Stimmung an der Schule sei eher progressiv gewesen."In diesem Umfeld ist Hubert Aiwanger aufgefallen, er war bekannt wegen rechtsextremer Ansichten und Auftritte", sagt Winnerl. Ob hinter "dem naziartigen Auftreten" Aiwangers eine ernsthafte Gesinnung steckte "oder Geltungsdrang gepaart mit einem völlig verqueren menschenverachtenden Humor", könne er nicht sagen, zitiert ihn die "SZ".Darüber hinaus beschreibt Winnerl, dass Aiwanger wegen einer Hakenkreuz-Schmiererei vom damaligen Schuldirektor überführt worden sei. Auch über Aiwangers Bruder Helmut sagt Winnerl, dass er rechtes Gedankengut vertreten habe. Anonymer Mitschüler: "Er war durch und durch ein Nazi"Ein weiterer früherer Mitschüler wird von der "SZ" zitiert, der aus Angst vor Angriffen anonym bleiben will. Er sagt über Aiwanger: "Er war durch und durch ein Nazi." Demnach soll der heutige Politiker des Öfteren das "Horst-Wessel-Lied", die verbotene Parteihymne der Nationalsozialisten, gesungen haben. Aiwanger hatte zuvor zurückgewiesen, zu Schulzeiten in den 1980er Jahren ein antisemitisches Flugblatt geschrieben zu haben. Er räumte aber ein, es seien "ein oder wenige Exemplare" in seiner Schultasche gefunden worden. Aiwangers älterer Bruder gab an, das Pamphlet geschrieben zu haben.Beide Mitschüler, die sich nun zu Wort melden, halten es für wenig plausibel, dass Aiwangers Bruder für das Flugblatt verantwortlich gewesen sein soll. Aiwanger entschuldigte sich am Donnerstag öffentlich, die Kritik riss aber dennoch nicht ab. Seitdem meldeten sich frühere Mitschüler bei verschiedenen Medien. So berichtete der "Spiegel" von rassistischen Beschriftungen auf einem Schulordner Aiwangers und im "Bayerischen Rundfunk" beschrieb der frühere Klassenkamerad Mario Bauer, dass Aiwanger vor der Klasse ab und zu einen "Hitlergruß" gezeigt habe. In seiner Entschuldigung sagte Aiwanger, dass er sich nicht erinnern könne, die verbotene Geste gezeigt zu haben, er könne dies daher auch nicht abstreiten.