Von Informatik bis Bauelektrik: In diesen Zukunftsberufen fehlen 2027 die meisten Fachkräfte
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Deutschland soll digitaler werden, doch dafür mangelt es an Experten. Das Institut der deutschen Wirtschaft hat analysiert, in welchen Digitalisierungsberufen 2027 die meisten Fachkräfte fehlen werden.
Egal ob in der Fabrik, der Behörde oder im Smart Home: Digitalisierung ist an vielen Stellen der Wirtschaft und Gesellschaft angesagt. Aber irgendwer muss das Ganze auch umsetzen – und dabei könnte es in den kommenden Jahren hapern: Laut einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft werden in Deutschland bis zum Jahr 2027 rund 128.000 Fachkräfte in Digitalisierungsberufen fehlen. Oder positiv ausgedrückt: Für kluge Köpfe mit den richtigen Qualifikationen bieten sich enorme Job-Chancen.
Für ihre Analyse berechneten die IW-Autoren die Fachkräftelücke in Berufsgruppen, die für die Digitalisierung unverzichtbar sind. Darunter sind nicht nur Software-Experten mit Uni-Diplom, sondern auch Fachkräfte aus technischen Berufen und Handwerk. Als Digitalisierungsberufe bezeichnen die Ökonomen "Kompetenzprofile, die benötigt werden, um neue digitale Schlüsseltechnologien zu entwickeln und herzustellen oder durch vertiefte technische Kenntnisse und Fertigkeiten deren Nutzung und Verbreitung zu realisieren". Paid Gehalt Businessjobs 18.11
Den größten Mangel wird es laut Prognose bei den Informatikerinnen und Informatikern geben: Von ihnen fehlen 2027 rund 19.000 Experten mit akademischem Abschluss (Master oder Diplom) sowie 3000 Informatik-Fachkräfte mit Ausbildung. Große Lücken klaffen aber auch im handwerklichen Bereich: So fehlen mehr als 15.000 Bauelektriker, mehr als 13.000 Elektrotechnikerinnen und rund 11.000 Elektrische Betriebstechniker. Knapp und gesucht sind außerdem Arbeitskräfte in der Mechatronik, in Maschinenbau und Betriebstechnik, Softwareentwicklung und Wirtschaftsinformatik (siehe Tabelle).
Tabelle: Fachkräftelücke in Digitalisierungsberufen im Jahr 2027
Beruf | Fehlende Arbeitskräfte |
Informatik (Master/Diplom) | 19.022 |
Bauelektrik (Ausbildung) | 15.477 |
Elektrotechnik (Master/Diplom) | 13.427 |
Elektrische Betriebstechnik (Ausbildung) | 11.070 |
Mechatronik (Ausbildung) | 8211 |
Maschinenbau- und Betriebstechnik (Ausbildung) | 7664 |
Softwareentwicklung (Master/Diplom) | 7023 |
Wirtschaftsinformatik (Master/Diplom) | 6163 |
IT-Systemadministration (Fortbildung/Bachelor) | 4196 |
Technische Produktionsplanung/ -steuerung (Master/Diplom) | 4173 |
Informatik (Ausbildung) | 3045 |
IT-Anwendungsberatung (Master/Diplom) | 3003 |
Quelle: IW Köln
Kampf um die klugen Köpfe
Die Daten zeigen außerdem, in welchen Berufen sich die Fachkräftelücke gegenüber dem Jahr 2022 besonders stark vergrößern wird (Informatik, IT-Systemadministration) und in welchen sie sich verkleinern wird (zum Beispiel Maschinenbau und Betriebstechnik). Über alle betrachteten Berufe steigt die Fachkräftelücke laut IW von 123.000 im bisherigen Rekordjahr 2022 auf 128.000 im Jahr 2027 an.
Die Lücke wächst, obwohl mehr Beschäftigte in die benötigten Jobs gehen. Bis 2027 werde die Zahl der Beschäftigten in den Digitalisierungsberufen um fast 14 Prozent auf mehr als drei Millionen steigen, schreiben die Ökonomen. Doch das ist nicht genug, um den wachsenden Bedarf zu decken. "Die Unternehmen in Deutschland fragen deutlich mehr Fachkräfte mit Digitalexpertise nach, als der Arbeitsmarkt hergibt", erklärt Studienautor Alexander Burstedde. "Der Kampf um die klugen Köpfe wird zunehmend zum Nullsummenspiel: Die Fachkraft des einen ist die Lücke des anderen."Job-Trends 20246.05
Was gegen Fachkräftemangel hilft
Bei ihrer Analyse, die im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums erstellt wurde, stützen sich die IW-Ökonomen auf Datenreihen zu offenen Stellen, Arbeitslosigkeit und Demographie und schreiben diese Zahlen in die Zukunft fort. Die Zahlen für 2027 beschreiben daher ein Szenario, auf den der Arbeitsmarkt zuläuft, wenn sich aktuelle Trends fortsetzen. Ökonomische Trendänderungen oder politische Entscheidungen können die Entwicklung natürlich beeinflussen.
Entscheidend ist dabei laut Studie, ob es gelingt, die Zahl der gefragten Fachkräfte zu erhöhen. Die IW-Ökonomen empfehlen, junge Menschen noch stärker über chancenreiche Berufe zu informieren und bei der Berufsorientierung zu unterstützen. Zudem sollten Ältere verstärkt weiter qualifiziert und Arbeitslose auf Mangelberufe umgeschult werden. Ein Thema bleibt zudem die Infrastruktur bei der Kinderbetreuung, um Eltern mehr Arbeit zu ermöglichen.
Unumgänglich sei aber auch mehr qualifizierte Zuwanderung. "Fachkräfte in Digitalisierungsberufen sind weltweit begehrt, weshalb wir es Ihnen so einfach wie möglich machen sollten, sich für Deutschland zu entscheiden", so Burstedde. "Dafür braucht es eine stärkere Serviceorientierung, vor allem bei Bürokratie, Wohnungssuche und Integration. Staat, Arbeitgeber und Gesellschaft, alle sind gefragt."