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2024

Genosse Reloaded: Warum ich mich nach Jahren als Karteileiche wieder politisch engagiere

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Genosse Reloaded: Warum ich mich nach Jahren als Karteileiche wieder politisch engagiere

Seit 20 Jahren bin ich in der SPD – erst engagiert, seit langem aber nur noch als stiller Beitragszahler. Bis jetzt. Läuft da noch was zwischen uns beiden?

"So wird das nichts mit der SPD", sagt der ältere Mann im Vorbeigehen, und weil ich nicht gleich verstehe, was er meint, zeigt er auf das Plakat, das ich gerade an einem Laternenmast befestigen will. Ich stehe auf einer Leiter, meine Finger fühlen sich an wie erfroren, der blaue Himmel trügt, es ist einer dieser bitterkalten Wintertage. Und ich bin nicht gut ausgerüstet, obwohl in der Mail stand: "Zieht euch dick an, denn es soll ein wenig frisch werden." 

Ein Satz, dessen Doppeldeutigkeit mir erst später bewusst wird. 

Dazu muss man wissen: Ich bin ein wahlkämpfender Rookie. Es ist das erste Mal, dass ich Plakate aufhänge. Ich musste mir erst mal zeigen lassen, durch welche Löcher man den Kabelbinder zieht, dass man zwar die oberen festzieht, die unteren aber erst, wenn man das Plakat hoch genug geschoben hat, damit es außer Reichweite am Laternenmast hängt. Sicher sind SPD-Plakate in diesen Zeiten nämlich nur in großer Höhe. Alles ab 2.50 Meter. Deswegen auch die Leiter. 

Als der Mann schon weitergegangen ist, sehe ich, was er meinte: Ich war kurz davor, das Plakat falschherum aufzuhängen. So wird das nichts mit der SPD, da hat er wohl Recht. Auch wenn ich bezweifle, dass es, falls die SPD die Wahl verlieren sollte, an einem falschherum aufgehängten Plakat liegt. Aber wer weiß das schon? Am Ende braucht es immer einen Sündenbock. 

Freunde haben gefragt, warum ich mir das antue

Warum ich mir das antue, hatten einige meiner Freunde gefragt, nachdem ich ihnen erzählt hatte, dass ich in die SPD eingetreten sei. Das war im Oktober 2003 und ist ein gefühltes Jahrhundert her. Ich habe damals ein Buch über mein erstes Jahr in der Partei geschrieben, es heißt: "Genosse Nachwuchs. Wie ich die Welt verändern wollte." Es war aber nicht das Buch allein, das mich damals bewog, Parteimitglied zu werden. Ich wollte mich engagieren, etwas tun und dachte: Wer wirklich etwas verändern will, sollte in eine Partei.

Autorenkasten Nicol Ljubic

Schließlich sind es die Parteien, die per Grundgesetz die Aufgabe haben, bei der Willensbildung des Volkes mitzuwirken. Es sind die Parteien, die Gesetze machen und letztlich bestimmen, nach welchen Regeln wir leben. Auf Demos zu gehen, ist zwar gut und wichtig, aber wer wirklich Einfluss nehmen will, muss in die Politik, in die Parlamente, und es gibt schließlich nicht nur Bundes- und Landtage, sondern auch Kreistage und andere lokale Parlamente wie die Bezirksverordnetenversammlungen (BVV) in Berlin, wo ich lebe.  

Statt aber in einem dieser Parlamente zu sitzen und die Welt zu verändern, entwickelte ich mich in den Jahren nach meinem Eintritt in die SPD zur Karteileiche, ich habe meine Mitgliedsbeiträge bezahlt, mehr aber nicht. Weil mir dann doch der Wille gefehlt hat, die Kraft und Überzeugung, etwas verändern zu können. Außerdem hatte ich auch noch einen Alltag: Freundin, Kinder, Beruf. Und wenn ich ehrlich bin, war da auch noch die Bequemlichkeit. Es macht natürlich mehr Spaß, Freunde zu treffen, zum Sport zu gehen, Bücher zu lesen oder einfach abends auf dem Sofa zu liegen und Serien zu glotzen, als sich durch Parteiveranstaltungen zu quälen. 

Der Anfang von nichts Gutem

Ja, und dann … hat sich die Welt in einer Weise verändert, wie ich sie mir damals nicht hätte ausmalen können. Wir leben in Zeiten eines Kriegs in Europa. Eine Klimakatastrophe droht. Gesellschaftliche Debatten werden mit einer Schärfe geführt, die mir Angst macht. Wenn selbst ein Ex-Bundesminister zu physischer Gewalt gegen Flüchtlinge aufruft, dann wird mir flau im Magen, weil die Sprache immer der Anfang von allem ist. Und so wie gerade gesprochen wird, ist es ein Anfang von nichts Gutem. 

Und dann ist da noch die Demokratie, die ich zeitlebens für so selbstverständlich gehalten habe, dass ich mir nicht vorstellen konnte, dass sie mal in Frage gestellt wird. Aber es gibt derzeit erschreckend viele Menschen, die es tun, die sich für Parteien entscheiden, die unsere Demokratie nur als Mittel zum Zweck sehen: Sie wollen gewählt werden, um sie abzuschaffen. Es könnte also sein, dass wir unsere Gesellschaft, vielleicht sogar unsere Welt, am Ende dieses Wahl-Jahres nicht mehr wiedererkennen.

Bequemlichkeit ist keine Lösung mehr 

Um es kurz zu machen: Ich habe zum ersten Mal das Gefühl, dass Bequemlichkeit keine Lösung mehr ist, dass es nicht mehr geht, mich ins Private zurückzuziehen, weil es verantwortungslos ist. Zumal ich Kinder habe. Ich möchte sie in zehn Jahren nicht anlügen und sagen: dass das alles nicht vorherzusehen gewesen sei. 

Deswegen habe ich für mich entschieden, der SPD und mir noch eine Chance zu geben. Ich will mich politisch engagieren, dieses Mal richtig. Immerhin stellt die SPD nach wie vor den Kanzler und regiert auch in Berlin mit. Ich will als Karteileiche auferstehen, als Genosse ein Revival versuchen, und austesten, ob ich wirklich etwas verändern kann. In den nächsten Wochen und Monaten möchte ich herausfinden, welche Möglichkeiten ich als Mitglied habe: Kann ich Einfluss nehmen auf politische Entscheidungen? Vielleicht nicht die Welt verändern, aber vielleicht mein Viertel oder meinen Bezirk? Zumindest ein ganz kleines Bisschen?  

Bei meinem ersten Stammtisch sind wir zu viert

Die erste Anlaufstelle für mich ist der Ortsverein, der sich in Berlin aus welchen Gründen auch immer Abteilung nennt. Mein Zuhause ist die Abteilung 14, Bötzowviertel, sie ist eine von 13 Abteilungen im Kreis Pankow, der wiederum einer von zwölf Kreisen in Berlin ist. Eine Sache, das wird mir schnell klar, hat sich in den 20 Jahren seit meinem Eintritt, nicht geändert: Immer noch freut sich die Abteilung über jedes Mitglied, das sich entschließt, aktiv mitzumachen. Bei meinem ersten Stammtisch, der an einem Mittwochabend im Restaurant "Blaue Adria" stattfindet, sind wir zu viert. Wer mitmachen will, dem stehen die Türen offen. Weil es dann doch sehr wenige sind, die ihre Zeit für die Partei opfern. Das war schon bei meinem Eintritt vor 20 Jahren so, und das ist heute nicht anders. SPD Sound 9:05

Auch am Tag des Plakatierens sind wir nur zu viert. Es ist ein Samstagvormittag, eine Zeit, die ich sonst gern Zeitung lesend auf dem Sofa verbringe. Aber wer sich politisch engagieren will, muss raus aus seiner Komfortzone. Auch das wird mir schnell klar. Wir teilen uns in Zweier-Teams auf, und tragen abwechselnd die recht schwere Leiter durchs Viertel und hängen Plakate auf, weil in Berlin eine Bundestagsnachwahl ansteht. Später treffen wir uns noch mit Genossen aus dem Nachbarviertel und helfen ihnen beim Plakate aufhängen. Kurz bin ich irritiert über das, was auf den Plakaten steht: "Armut erhalten, Wohlstand bekämpfen", aber ich habe mich offenbar nur verlesen, in Wirklichkeit steht da: "Armut bekämpfen, Wohlstand erhalten."

Ich fühle mich wie ein Outlaw

Was man als Genosse schnell lernt: Es gibt wenige Menschen außerhalb der Partei, die einem danken für sein Engagement. Es ist nicht so, dass die Menschen einem zujubeln, wenn man Wahlkampf für die SPD macht. "Ihr Armen!", sagt ein Passant, als er uns beim Plakatieren sieht. "Bleibt mir bloß weg!", sagt ein anderer. Ich bin schon froh, wenn wir einfach nur ignoriert werden. Man sollte sich wirklich dick anziehen als Genosse. Ein bisschen fühle ich mich wie ein Outlaw mit einem seltsamen Hobby. Als würde ich ein Froschkostüm tragen. Und ich denke: Irgendwas stimmt da nicht. Sollte man sich nicht eigentlich freuen über jeden, der sich, statt auf dem Sofa zu liegen, für die Demokratie starkmacht?

Am Ende werde ich mich ordentlich ertüchtigt haben und zwei Stunden durch die Gegend gelaufen sein, meine Füße werden mir wehtun, meine Finger erst wieder auftauen müssen, ich werde einmal in einen Hundehaufen getreten sein – und trotzdem wird die SPD in der Nachwahl 7,8 Prozent verloren haben. Es wird also keine leichte Aufgabe. Und mir schwant, worauf es ankommen wird: auf Frustrationstoleranz. Vielleicht ist es überhaupt die wichtigste Eigenschaft für Menschen, die sich in der Politik engagieren wollen. Ich bin selbst gespannt darauf, wie groß meine Frustrationstoleranz sein wird und wohin mich meine Reise in die Politik führen wird. Damit es später keine Legendenbildung gibt: Am Zaun des Kanzleramts habe ich noch nie gerüttelt.





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