Der neue Junior ist Alfas Einstieg ins Segment der kompakten SUVs – und überrascht mit eigenständigem Design, sportlichem Auftritt und elektrifiziertem Allradantrieb. Alfa Romeo will mit dem neuen Junior eine jüngere Zielgruppe ansprechen – und wagt sich dafür in ein Segment, das bislang nicht zur Markentradition gehörte: kompakte SUVs. Der Junior Ibrida Q4 bringt nicht nur einen neuen Namen ins Programm, sondern auch einen ungewöhnlichen Antrieb. Und eine klare Botschaft: Dieser Alfa will anders sein. Die Frage ist nur – wie viel Alfa steckt wirklich drin? Auffälliger Auftritt, bekannte Basis Schon beim Einsteigen zeigt sich, worauf Alfa Wert legt. Sportsitze mit integrierten Kopfstützen, rote Kontrastnähte, ein unten abgeflachtes Lenkrad – das Auto inszeniert sich sportlich. Auch das Markenlogo spielt eine große Rolle: Es prangt nicht nur an der Front und auf dem Display beim Start, sondern auch im Innenraum mehrfach – etwa auf den Kopfstützen, in den Lüftungsdüsen, oben auf dem Armaturenträger und in der Ladeschale fürs Handy. Gleichzeitig ist aber auch spürbar, dass viele Elemente aus dem Stellantis-Regal stammen. Blinkerhebel, Fensterheber, Automatikwählhebel – wer andere Modelle des Konzerns kennt, erkennt sie sofort. Der Gesamteindruck bleibt trotzdem eigenständig. Teile des Armaturenbretts und die Türverkleidungen sind mit Alcantara bezogen, die "Cannocchiale"-Tachoanzeige, bei der die Instrumente in tunnelartigen Vertiefungen untergebracht sind, erinnert an frühere Alfa-Modelle. Die meisten Materialien wirken hochwertig, die Verarbeitung solide. Platzverhältnisse: vorne gut, hinten eng Vorne ist das Raumangebot solide – auch große Fahrer finden problemlos Platz. Hinten wird es deutlich enger, vor allem in Sachen Kniefreiheit. Der Kofferraum hingegen bietet mit 340 bis 1.205 Litern ein brauchbares Maß. Positiv: Der Ladeboden ist in zwei Höhen einstellbar, entweder eben oder mit kleiner Stufe. Die Rückbank ist im Verhältnis 60:40 umklappbar. Praktisch, aber nichts Außergewöhnliches. Bedienung: Klassisch und digital nebeneinander Das Infotainment setzt auf zwei 10,25-Zoll-Bildschirme: eines als Tachoanzeige, eines mittig im Armaturenbrett, leicht zum Fahrer geneigt. Die Bedienung ist insgesamt logisch. Klassische Schalter für die Klimaanlage sind vorhanden – ein Pluspunkt. Auffällig: Die Taste für die mit Heizdrähten beheizte Frontscheibe sitzt links unten unterm Lenkrad – eine Platzierung, an die man sich erst gewöhnen muss. Bei der Übersichtlichkeit gibt es Einschränkungen. Die C-Säule ist breit, eine zusätzliche hintere Seitenscheibe fehlt – der Blick nach hinten ist eingeschränkt. Rückfahrkamera und Parksensoren sind deshalb umso wichtiger. Antrieb: Technisch interessant, im Alltag unauffällig Im Ibrida Q4 kombiniert Alfa einen 136 PS starken 1,2-Liter-Dreizylinder-Turbobenziner mit zwei Elektromotoren – einer vorne, einer an der Hinterachse. Das ergibt eine Systemleistung von 145 PS. Der Hinterradantrieb erfolgt dabei rein elektrisch und kommt ohne mechanische Verbindung zur Vorderachse aus. Eine Besonderheit, die im Alltag allerdings kaum auffällt. Der Allradantrieb greift automatisch zu, wenn nötig – wie gut das bei Schnee oder Nässe funktioniert, ließ sich im Rahmen des Kurztests nicht klären. Der Fahrkomfort ist gut, das Fahrwerk straff, aber nicht unangenehm. Die Lenkung spricht direkt an, ohne nervös zu wirken. Wer den Sportmodus aktiviert, bekommt einen spürbar besseren Antritt: Neben dem Q4-Modus für Allradtraktion stehen drei weitere Einstellungen zur Wahl: "Dynamic", "Natural" und "Advanced Efficiency". Letzterer schaltet die Start-Stopp-Automatik deutlich öfter ein und verändert das Ansprechverhalten – ohne den Wagen spürbar zu drosseln. Die Umschaltung zwischen Elektro und Verbrenner erfolgt problemlos. Der Antrieb arbeitet harmonisch und nicht zu rau, die 145 PS Leistung vollbringen keine Wunder, reichen aber beim anderthalb Tonnen schweren Junior für ein sportliches Grundgefühl. In knapp neun Sekunden geht es von 0 auf 100 km/h. Ausstattung und Preis: Vieles serienmäßig Im getesteten Modell mit Sportpaket gehören unter anderem Sabelt-Sportsitze, Alcantara-Bezüge, Ambientebeleuchtung und 18-Zoll-Leichtmetallräder zur Ausstattung. Auch Fahrerassistenzsysteme wie adaptiver Tempomat ACC, Spurhalteassistent, Totwinkelwarner und Verkehrszeichenerkennung sind Serie. Technisch bietet der Junior Ibrida Q4 ein umfangreiches Paket. Der Grundpreis für den Junior Ibrida liegt bei 30.450 Euro, der Q4 mindestens 34.950 Euro. Beim Testwagen summieren sich Posten wie Sportpaket, Metallic-Lack und 18-Zoll-Felgen auf 41.825 Euro. Fazit: Anspruch und Realität passen Der Junior Ibrida Q4 will vieles sein: sportlich, urban, eigenständig und zugänglich. Alfa gibt sich viel Mühe, dem Modell eine klare Markenidentität zu geben. Logos, Lichtinszenierung, Innenraumdetails – alles soll zeigen: Hier fährt ein echter Alfa. Und tatsächlich gelingt es dem Junior, sich im Einheitsbrei der kompakten SUVs ein Stück weit abzusetzen. Der Antrieb ist technisch spannend, bleibt im Kurztest aber unauffällig. Die Verarbeitung wirkt solide, die Bedienung ist durchdacht. Unterm Strich ist der Junior Ibrida Q4 ein kompaktes SUV mit eigenem Charakter – und mit einem gewissen Eigensinn, den man mögen kann.
