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Meinung: Warum der "Dry January" ein Armutszeugnis ist

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Unser Gastautor ist über den "Dry January" verwundert – dabei kritisiert er nicht diejenigen, die mitmachen. Er findet: Alkohol ist zu tief in die deutsche Normalität eingebrannt.

An einem Winterabend sitze ich in einer Hamburger Bar – aus beruflichen Gründen, nicht aus Durst. Überall klirren Gläser, die Stimmung ist "locker", bis ich das Unspektakulärste sage, was aus meinem Mund kommen könnte: "Für mich bitte ein Wasser." Für einen Moment verstummt die Runde, als hätte ich die nationale Sicherheitsdoktrin infrage gestellt. Einer lacht, einer hebt die Augenbrauen, einer fragt, ob alles in Ordnung sei. In diesem Land gilt Nüchternheit als Diagnose.

Was anderswo eine private Entscheidung ist, wird in Deutschland zum sozialen Stresstest. Und deshalb wirkt der "Dry January" wie ein kollektives Entschuldigungsgesuch: Wir wollen vier Wochen beweisen, dass wir auch ohne Alkohol leben können – als wäre das ein Akt des Mutes. Der Verzicht wird hier gefeiert, weil der Konsum heilig ist. Das eigentlich Normale – nicht zu trinken – erscheint plötzlich exotisch. Millionen Muslime wissen, wie sich das anfühlt: Man gilt nicht als konsequent, sondern als sonderbar.

Alkohol ist Identitätsmarker und Stimmungsarchitekt

Dabei müsste die Richtung der Verwunderung längst umgekehrt sein. Wir leben in einem Land, in dem Alkohol jedes Jahr mehr Tote fordert als Verkehrsunfälle, Drogen und Gewalttaten zusammen. Knapp 50.000 Menschen sterben jährlich an seinen Folgen. Ganze Familien tragen die unsichtbaren Wunden des Rausches oder gehen gänzlich in Brüche. Wenn eine andere Substanz solche Schäden anrichtete, würden Innenminister eilends Krisenstäbe einberufen. Hier aber geschieht – fast nichts.

Das liegt nicht nur am Lobbydruck, sondern am kulturellen Selbstbild. Alkohol ist Identitätsmarker, Vergesellschaftungsritual, Stimmungsarchitekt. Er ist so tief in die deutsche Normalität eingebrannt, dass jede Kritik sofort als Anmaßung gelesen wird. 

Man darf über Migration streiten, über Energiepolitik, über Tempolimits – aber wehe, jemand rührt das Bier an. Dann kippt die Debatte von der Sachebene ins Gefühlige, gerne garniert mit dem Vorwurf, man wolle "unsere Lebensfreude" reglementieren.

Ich sage das nicht als Asket oder Puritaner. Ich sage es als jemand, der gelernt hat, Verantwortung nicht mit Betäubung zu verwechseln. Ein Koranvers beschreibt den Alkohol als etwas, in dem "Nutzen und Schaden" liegen – und dann nüchtern feststellt, dass der Schaden überwiegt. Diese Haltung ist nicht spirituell, sondern rational. Sie ist die Erkenntnis, dass Freiheit nicht dort beginnt, wo man sich betäubt, sondern dort, wo man es nicht nötig hat.

"Dry January" hält der deutschen Gesellschaft den Spiegel vor

Der "Dry January" wirkt deshalb weniger, wie ein Gesundheitsprojekt als wie ein Spiegel. Er zeigt uns, wie abhängig wir kulturell geworden sind – nicht von der Substanz selbst, sondern von ihrer Bedeutung. Der Monat ohne Alkohol wird zur Selbsterfahrung, weil man merkt, dass Nähe, Humor und Zugehörigkeit auch ohne Promille funktionieren. Das Überraschende daran ist nicht die Erfahrung. Überraschend ist, dass sie uns überrascht.

Interessant ist das Paradox: Menschen wie ich, die aus religiöser oder persönlicher Überzeugung nicht trinken, gelten das ganze Jahr über als erklärungsbedürftig. Dieselbe Gesellschaft aber inszeniert vier Wochen Abstinenz wie eine spirituelle Expedition. Man feiert, was für Millionen Menschen ein unspektakulärer Alltag ist – allerdings ohne App, Hashtag und Beichtcharakter.

Der Dry January ist kein Armutszeugnis für diejenigen, die mitmachen. Er ist eines für die politische und kulturelle Landschaft, die immer noch so tut, als sei Alkohol ein freundlicher Begleiter. Die Tabakpackungen zeigen Schockbilder – die Bierflaschen zeigen Berge, Fußball und Sonnenuntergänge. Jeder weiß, warum. Wir schützen nicht den Bürger, sondern die Erzählung.

Wie konnte es so weit kommen?

Wenn wir aus diesem Monat etwas lernen wollen, dann nicht Selbstoptimierung, sondern Selbstbefragung: Wie konnte es so weit kommen, dass wir eine Selbstverständlichkeit zum Experiment erklären? Warum erscheint uns Nüchternheit als Verlust – und nicht als Option?

Wer diese Fragen ernst nimmt, braucht weder Trendmonate noch digitale Abzeichen. Er braucht eine Kultur, die Ehrlichkeit höher schätzt als Gewohnheit. Eine Kultur, die erkennt, dass Freiheit manchmal schlicht darin besteht, klar zu bleiben.







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