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Январь
2024

Special Olympics: Andreas Gramsch lebt mit einer Autismusstörung. Und klettert steile Wände empor

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Special Olympics: Andreas Gramsch lebt mit einer Autismusstörung. Und klettert steile Wände empor

Wenn er klettert, trotzt Andreas Gramsch nicht nur der Schwerkraft. Er kämpft auch für ein besseres Leben für Menschen mit geistiger Behinderung. Der 34-Jährige lebt selbst mit einer Autismusstörung und will bei den Special Olympics hoch hinaus.

"Was machen deine Hände?", fragt Gabi, während Andreas die bunten Griffe an der grauen Wand studiert. "Bisschen blau, oder?" Und tatsächlich: Andreas' Hände sind eiskalt, seine Finger grau-blau. Draußen herrschen Minusgrade an diesem Nachmittag im Dezember. Die Pfützen auf den Gehwegen gefrieren, und durch die Kletterhalle weht ein frostiger Wind.

Andreas jedoch stört die Kälte nicht. Er fühlt sie kaum, selbst dann nicht, wenn sein Körper friert. 

Er lebt mit einer kognitiven Einschränkung mit Autismusstörung, nimmt einige Dinge anders wahr als viele seiner Mitmenschen und empfindet physischen Schmerz weniger stark. Aus gewohnten Mustern bricht er ungern aus, soziale Interaktionen mit fremden Menschen fallen ihm häufig schwer.

Mutter Gabi unterstützt ihn bei alldem. Sie hilft bei komplizierten Kletterknoten, erinnert Andreas daran, auf den eigenen Körper zu achten, und zeigt ihm Aufwärmübungen. Dreimal pro Woche verbringt der 34-jährige mehrere Stunden in der Kletterhalle in Mülheim an der Ruhr. 

Er hat Großes vor, das verrät auch sein T-Shirt. "Special Olympics Nordrhein-Westfalen" steht in weißer Schrift darauf, der Stoff wirft kaum eine Falte. Für Andreas bedeuten diese Worte Endspurt: In nur wenigen Wochen wird er beim größten inklusiven Wintersport-Event Deutschlands antreten.

Special Olympyic Teilnehemer Andreas Gramsch
Ob ihn die schwindelerregende Höhe jemals nervös macht? "Früher manchmal", gibt Andreas zu. Längst habe er sich aber daran gewöhnt
© Katharina Kemme

900 Athletinnen und Athleten messen ihre Kräfte bei den Special Olympics 

Special Olympics ist eine weltweite Inklusionsbewegung für Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung. Die Spiele, so das Selbstverständnis der Organisierenden, haben eine Mission: Sie sollen Menschen mit geistiger Behinderung zu mehr Anerkennung, Selbstbewusstsein und gesellschaftlicher Teilhabe verhelfen. Es gibt Trainingsangebote für alle, Weiterbildungskurse, Wettkämpfe. 

Der nächste beginnt am 29. Januar in Thüringen. Bei den Nationalen Winterspielen treten 900 Athletinnen und Athleten in zehn Disziplinen gegeneinander an. Klettern ist dieses Jahr erstmals dabei. Andreas wird seine Kräfte mit 85 anderen Sportlern messen. 

Auf internationaler Ebene fehlt die Sportart bisher. Schade, findet Andreas, schließlich qualifizieren sich die Athleten und Athletinnen anderer Disziplinen bei den Nationalen Winterspielen für die Weltwinterspiele 2025 in Turin. Sollte Klettern irgendwann einmal Teil dieser internationalen Spiele werden, wird sein Traum mitwachsen.

Marcus kümmert sich um Andreas' Post, Matthias kocht seine Mahlzeiten

Andreas ist Drilling, der mittlere. Sein Bruder Thomas ist eine Minute älter als er, Marcus eine Minute jünger. Beide überragen Andreas um einen Kopf und tragen Vollbart. Matthias, der "Einling", wie Mutter Gabi ihn nennt, kam sechs Jahre nach ihnen zur Welt. Sie alle wohnen im gleichen Haus und wissen, was zu tun ist, um den Athleten im Alltag zu unterstützen.

Die Hände des Special Olympyic-Teilnehemer Andreas Gramsch
Magnesiumpulver verhindert, dass seine Hände von den Griffen rutschen: Vor jeder Klettertour reibt Andreas sie damit ein
© Katharina Kemme

Thomas und Gabi klettern mit Andreas. Marcus kümmert sich um dessen Post und spielt mit ihm Badminton. Matthias kocht Andreas' Mahlzeiten und ist sein zweiter Vormund, sollte Gabi ausfallen. Denn auch für den schlimmsten Fall ist gesorgt, muss gesorgt sein: "Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, da muss ich daran denken, dass ich irgendwann nicht mehr da bin." Gabi sagt das sachlich, sie geht das Thema, wie so vieles, strategisch an. 

Schon viele Jahre vor der Geburt der Drillinge war sie Lehrerin in der Waldschule Hünxe, einer Schule mit Förderschwerpunkt auf geistiger Entwicklung. "Mit Drillingen und einem Kind mit einer Einschränkung hätte ich blöd dagestanden", sagt sie. "Wäre da nicht mein beruflicher Hintergrund." 

"Wir lebten immer ein Stück weit in der Turnhalle"

Nicht nur seine Drillingsbrüder hatte Andreas schon immer an seiner Seite, auch der Sport war von Anfang an da. Kurz nach der Geburt der Drillinge gründete Gabi ihre eigene Eltern-Kind-Sportgruppe, schleppte ihre Jungs zum Kinderturnen, zum Badminton, zum Kletternund zum Fechten. Und natürlich zum Judo, schließlich war sie selbst jahrelang Judotrainerin gewesen. 

"Wir lebten immer ein Stück weit in der Turnhalle", sagt Gabi lachend. Auch Andreas ist Judoka, bis zum schwarzen Gürtel hat er es geschafft. Einige Jahre lang war er im Athletenrat von Special Olympics Deutschland, reiste für Wettkämpfe durchs Land, nach Holland, England und Japan. 2019 gewann er bei den Special Olympics World Games in Abu Dhabi die Silbermedaille. 

Darauf sei er schon stolz, erzählt Andreas in knappen Worten. Irgendwann sei dann aber die Zeit reif gewesen für etwas Neues. Im Judo habe er schließlich alles erreicht, was er sich vorgenommen hatte. Nun also Klettern.

Andreas hatte die Wahl: Behindertenwerkstatt oder erster Arbeitsmarkt 

Die Weltgesundheitsorganisation definiert eine geistige Behinderung als "signifikant verringerte Fähigkeit, neue oder komplexe Informationen zu verstehen und neue Fähigkeiten zu erlernen und anzuwenden". Diese Einschränkung beginne bereits vor dem Erwachsenenalter und habe dauerhaft Auswirkungen auf die Entwicklung eines Menschen. 

Laut den Veranstaltenden von Special Olympics leben weltweit etwa 200 Millionen Menschen mit einer geistigen Behinderung, 320.000 davon in Deutschland – eine Zahl, die auf Schätzungen basiert, denn geistige Behinderungen werden in Deutschland nicht statistisch erfasst. 

Infokasten Special Olympics

Sportlich aktiv sind davon etwa acht Prozent, auch weil die Betroffenen hohe Hürden überwinden müssen. Öffentliche Sporteinrichtungen seien häufig nur mit Schwierigkeiten zu erreichen, teilen die Organisatoren mit, Stigmata seien weit verbreitet und Trainingspersonal nicht ausreichend geschult.

Nicht nur im Sport, auch in anderen Bereichen des Alltags stoßen Menschen mit geistiger Behinderung immer wieder an strukturelle Grenzen: etwa auf dem Arbeitsmarkt. In vielen Betrieben gebe es Vorurteile gegenüber geistig Behinderten, die somit kaum eine Anstellung auf dem ersten Arbeitsmarkt finden, kritisiert die Initiative JOBinklusive. Auch die  Qualifikationsmöglichkeiten in Sondereinrichtungen reichten jedoch bei Weitem nicht, um sich eine gerechte Chance zu erarbeiten. Ein Teufelskreis. 

Heute lacht Gabi, wenn sie von der Anfangszeit im Malerbetrieb erzählt

Wie viele Betroffene standen auch Andreas und seine Familie vor der Wahl: Werkstatt oder erster Arbeitsmarkt. Sie entschieden sich für Letzteres, vor mehr als 16 Jahren.  

Wenn Andreas heute über seinen Beruf redet, spricht er von "Erfüllung" und davon, sich "wertgeschätzt" zu fühlen. Er arbeitet in einem Malerbetrieb, reinigt benutztes Werkzeug, sortiert es und legt die Pinsel und Farben so zurecht, dass seine Kolleginnen und Kollegen damit schnell arbeiten können. 20 Stunden, jede Woche. 

Über ein Schulpraktikum hatte er den Malerbetrieb kennengelernt, die Inhaber sind alte Familienfreunde der Gramschs. "Das hat gut funktioniert", erinnert sich Geschäftsführer Oliver Lemm.

Andreas' Anlernphase habe lange gedauert. Erst habe er verschiedene Bereiche ausprobiert, sei auch mal mit zur Baustelle gefahren. Die Arbeit dort war jedoch nichts für ihn. Zu wuselig, zu unruhig. 

Ein anderes Mal habe er abends die Zeit vergessen und sei nach Ladenschluss im Lager geblieben. Dort erfasste ihn der Bewegungsmelder und informierte die Polizei – ein großer Schreck für Familie Gramsch: "Abends kam Andreas nicht nach Hause, also fuhr ich zum Betrieb, um ihn zu suchen. Und fand stattdessen die Polizei." 

Heute lacht Gabi, wenn sie von der Anfangszeit im Malerbetrieb erzählt. Auch weil sich die Mühen gelohnt haben. Andreas sei längst etablierter Teil des Betriebs, Lemm und seine Kollegen schätzten seine Gewissenhaftigkeit. Sein nächstes Ziel: der Gabelstaplerführerschein, um die Farbtöpfe auch auf die Bretter der meterhohen Regale hieven zu können. 

Special Olympyic Teilnehemer Andreas Gramsch
Andreas klettert, Gabi sichert. Hin und wieder weist sie ihn auf Griffe hin. Die meiste Zeit aber schweigt sie konzentriert, während ihr Sohn die Wände hochkraxelt
© Katharina Kemme

"Auf und zu. Auf und zu." Gabis Hände geben die Bewegungen vor, Andreas wiederholt sie, bis seine Finger rosa und wohlig warm sind. 

Dann prüfen sie gemeinsam, ob der Achterknoten, mit dem er das Seil am Klettergurt befestigt hat, korrekt geknüpft ist. Ob der Karabiner, der das Sicherungsgerät an Gabis Gurt hält, fest verschlossen ist. 

Gabi hebt die rechte Hand, Andreas die linke. Erst klatschen ihre Handflächen aufeinander, dann die geballten Fäuste. Endlich klettert Andreas los, Gabi sichert.

Die Finger seiner linken Hand umfassen einen lilafarbenen Henkelgriff. Die der rechten den nächsten. Dann zieht er die Füße nach, steht nun auf den schmalen Tritten. Er klettert ruhig und gefasst, hält geduldig inne, während er nach einem neuen Griff sucht. 

Er hat es nicht eilig. Hauptsache, es geht nach oben.

Transparenzhinweis: RTL Deutschland ist Teil der Medienallianz der Special Olympics Nationale Spiele Thüringen. Beim größten inklusiven Wintersport-Event Deutschlands treten vom 29. Januar bis 2. Februar 2024 etwa 900 Athletinnen und Athleten in zehn Sportarten miteinander an. GEO ist wie der stern Teil von RTL Deutschland.





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