"Rust"-Verfahren: Rückzug? Von wegen. Das steckt hinter Alec Baldwins neuer Prozessstrategie
Alec Baldwin muss sich erneut vor Gericht verantworten. Bei einer Verurteilung wegen fahrlässiger Tötung könnten ihm nach dem tödlichen Unfall am Set von "Rust" bis zu 18 Monate Haft drohen – doch verstecken kommt für den Familienvater nicht infrage.
"Nicht schuldig". Schriftlich ließ Schauspieler Alec Baldwin seine Anwälte Anfang Februar vor einem Gericht im US-Bundesstaat New Mexiko erklären, wie er sich in dem Verfahren wegen fahrlässiger Tötung positionieren will. Im Oktober 2021 hatte er am Set des Westerns "Rust" bei einer Probe die Waffe in der Hand gehalten, deren Kugel Kamerafrau Halyna Hutchins tötete und Regisseur Joel Souza verletzte. Wieder und wieder betonte Baldwin, nicht den Abzug betätigt zu haben. Außerdem sei ihm gesagt worden, die Waffe enthalte keine echten Kugeln.
Alec Baldwin wieder vor Gericht
Bereits im Januar 2023 war Baldwin erstmals angeklagt worden, die Klage war aber nach wenigen Monaten fallengelassen worden. Es seien weitere Untersuchungen und forensische Analysen erforderlich, hieß es von Seiten der Ermittler. Die sind inzwischen komplett, so dass es Anfang des Jahres erneut zur Anklage vor einer Grand Jury gekommen ist. Würde Baldwin verurteilt, könnte der Schauspieler bis zu 18 Monate im Gefängnis verbringen. Vor allem bedeutet der anstehende Prozess aber, dass er die Tragödie auch in Zukunft nicht so einfach hinter sich lassen kann.
Seit dem dramatischen Vorfall vor mehr als zwei Jahren hat sich Baldwin weniger als Filmemacher und Schauspieler inszeniert, denn als Familienvater und Ehemann. Alec und Hilaria Baldwin, so hatte es den Anschein, gab es nur noch im Doppelpack. Seine Ehefrau habe die "Kontrolle über sein Leben" übernommen, sagte Baldwin über die Zeit nach dem tödlichen Unfall. "Ich schulde ihr alles, was ich habe", schrieb er in einer Würdigung auf Instagram. Immer wieder postet das Ehepaar Bilder ihrer "Baldwinitos", ihrer sieben Kinder.
Schon vor dem "Rust"-Drama hatten die beiden ihr Leben auf Instagram geteilt, mittlerweile posten sie teilweise mehrmals am Tag. Das Paar lümmelnd auf dem heimischen Sofa, bei seiner Hochzeit, die Kinder mit Lätzchen – es gibt kaum ein Motiv, das die Baldwins noch nicht mit der Welt geteilt haben.
Hilaria war es auch, die Alec Baldwin kurz nach dem tödlichen Schuss in Santa Fe aus dem Vernehmungszimmer der Polizei anrief. Den Kindern gehe es gut, versicherte sie ihrem Ehemann, der – das zeigen Bilder der Überwachungskamera – sichtlich traumatisiert schien. Auf der Suche nach den richtigen Worten gestand Baldwin damals, was ihm auf dem Herzen lag: "Ich will keine öffentliche Person sein."
Eine Aussage, die mit seinen tatsächlichen Handlungen nach dem Drama nicht so recht zusammenpasst. Denn Baldwin findet weiterhin in der Öffentlichkeit statt. Dank des Internets sogar noch mehr als zu früheren Zeitpunkten seiner Karriere.
Eheleben mit Hilaria Baldwin
Wenige Tage nach dem Tod Hutchins war es zunächst Hilaria Baldwin, die versuchte, ihrem Mann die Paparazzi vom Hals zu halten, bis er dann doch selbst ein kurzes Statement abgab. Es sollte nicht das letzte sein. Einige Wochen danach gab Baldwin dem Sender ABC ein großes Interview und beteuerte auch dort wieder, den Abzug nicht betätigt zu haben.
Seine Anwälte hatten ihm von einem TV-Interview abgeraten, auch seine Frau sei damals nicht angetan gewesen von der Idee. Baldwin nutzte die Möglichkeit und die große Reichweite des Prime-Time-Gesprächs, um noch mal seine Unschuld zu beteuern. Er wolle sich zwar nicht als Opfer darstellen, aber: "Ich habe das Gefühl, dass jemand für das Geschehene verantwortlich ist, und ich kann nicht sagen, wer das ist", sagte Baldwin. "Aber ich weiß, dass ich es nicht bin."
Als im Frühjahr 2023 die Dreharbeiten zu "Rust" wieder aufgenommen wurden, postete Baldwin mehrere Fotos vom Set und von sich in seinem Kostüm. Es war das gleiche Outfit, in dem er sich unmittelbar nach dem tödlichen Schuss der Polizei stellen musste. "Der letzte Arbeitstag im Paradies", schrieb er Mitte Mai zu einem Foto der Landschaft. "Mein Gott, es hat sich gut angefühlt, den Bart abzurasieren", kommentierte er ein Selfie nach Drehschluss. Nicht wirklich passend am Set eines Filmes, der so vielen Menschen Leid zugefügt hat. Und auch verwunderlich angesichts Baldwins Bekenntnis, am liebsten "keine öffentliche Person" mehr sein zu wollen.
Baldwin hat offenbar seine ganze eigene Art gefunden, mit der wohl größten Tragödie seines beruflichen Lebens umzugehen. Statt sich zurückzuziehen oder ganz auf das Rampenlicht zu verzichten, präsentiert er lieber sein Familienleben und seine "Baldwinitos". Im Zweifel: Eher noch ein Familienfoto mehr veröffentlichen als still auf der Anklagebank auf ein Urteil zu warten.
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