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Февраль
2024

M. Beisenherz: Sorry, ich bin privat hier: Diaboli ex machina: Vom Sterben sozialer Netzwerke

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M. Beisenherz: Sorry, ich bin privat hier: Diaboli ex machina: Vom Sterben sozialer Netzwerke

Unser Kolumnist steckt in einer Sinnkrise: Warum kehrt er immer wieder in die Schlägerbude der sozialen Medien zurück? Die Welt ist auch schon schlecht genug, ohne lesen zu müssen, man selbst sei es auch.

"Guten Morgen, Du Hurensohn." Auch schlechte Gesellschaft ist welche.

Wenn man in neun von zehn Fällen die Frage "Welchen Sinn hat das?" nicht erschöpfend erklären kann, hat eine Routine womöglich keine Daseinsberechtigung. Wenn diese das eigene Leben sogar verschlechtert, wird es noch dubioser. Und wenn es überdies auch noch das Leben anderer verhunzt, wird es völlig abstrus, warum man an so etwas teilhaben sollte.

Als ich heute Morgen ein Foto von mir bei Insta ("Guten Morgen") postete, wie ich mit einem Kaffee der Handykamera zuprostete, wäre die Antwort auf die Frage nach dem tieferen Sinn eines solchen Posts schwergefallen. Beziehungspflege zum Publikum? Chronistenpflicht? Es ist nicht so, als sei der Umstand, dass ich morgens Kaffee trinke eine eilmeldungswürdige Besonderheit. Es trinken mittlerweile wohl mehrere Deutsche morgens Kaffee.

Fremde Menschen wünschen dir im Internet den Tod

Lässig wischt die eigene Hand über die Benutzeroberfläche wie in einem Katalog für attraktive Lebensmodelle, und schon sehe ich, dass andere ihren Kaffee gerade in Florenz trinken und nicht wie ich in, sagen wir mal, Köln. Wieder andere trinken ihren Kaffee gerade auf Bali, und der Kaffee ist eigentlich ein Cocktail, und ich werde traurig. Schneller Blick in die Kommentarleiste. Drei Leute schreiben etwas wie "Mmhm. Kaffee" oder "Ich trink ja lieber Tee", und schon die vierte Person grüßt zurück mit einem herzlichen "Ich hoffe, du kriegst von dem Koffein einen Herzinfarkt und stirbst." Na, da hat sich der Gang ins Netz wieder gelohnt! Und da sitzt du an einem sonnigen Dienstagmittag und fragst dich, warum da diese leichte Verstimmung ist. Bis dir wieder einfällt, dass dir da irgendein Fremder im Internet heute morgen schon den Tod gewünscht hat oder schlimmer noch, dir geschrieben hat, du seist alt geworden. kurzbio beisenherz

Weshalb zahlen wir einen so hohen Preis? Wäre Social Media ein Kaufhaus, du würdest regelmäßig reingehen, ein paar schöne Socken finden, dich dafür aber auf sechs Etagen verprügeln lassen und bis auf die Unterhose entkleidet wieder rauskommen. Wir gehen trotzdem immer wieder rein. Schlimmer noch: Wie viele – meistens junge Frauen – glauben, diese Kette pausenloser Herabwürdigungen durchbrechen zu können, indem sie diesen einen besonderen Post absetzen? Dieses eine Statement, dass alle "Kritiker" überzeugt, jetzt von ihr abzulassen. Das Gegenteil ist der Fall. Es ist wie Treibsand. Du sinkst tiefer, je heftiger du strampelst. Diskutieren mit Menschen, die schon mit einer Beleidigung beginnen, ist wie Volleyball spielen mit einem Hornissennest: Man macht vielleicht ein, zwei Punkte. Aber die Beschädigungen überwiegen.

Wer von uns hat schon die Hornhaut auf dem Gemüt, all die Schmähungen wegzustecken, die in diesem digitalen Problemviertel täglich auf uns warten. Und was wartet eigentlich dort auf uns, wenn wir davon ausgehen, wir könnten uns als Person darüber definieren, wie uns ein Haufen völlig Unbekannter bei X, Threads oder Instagram bewertet. Ich fahre doch auch nicht nach Braunschweig, stelle mich auf den Rathausmarkt und frage die Leute: "Und Sie? Wie finden Sie mich eigentlich?" Man wird ständig und pausenlos beäugt, mit einer Kritik überzogen, die selbst für Andi Scheuer zu hart ausfiele – dabei will man doch nur ein Foto von sich im Bikini posten. 

Soziopathen gibt es in unserer Gesellschaft genug

Fast rührend, all die Posts und Videos, die im Jahr 2024 dazu ermuntern sollen, zu seinem Körper zu stehen ("Body Positivity"). Oder die Screenshots von Hassbotschaften posten, um genau was zu beweisen? Als bedürfte es noch einer Erinnerung daran, dass Soziopathen in unserer Gesellschaft der einzige verlässlich nachwachsende Rohstoff sind. Derlei Posts beeinflussen für gewöhnlich circa 28 Menschen positiv, ihr Gesellschaftsbild zu überdenken – und animieren 23.977 Accounts, die Alte in Unterwäsche mal wieder so richtig abzusauen.

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Im Falle eines Shitstorms schaltet Ottonormalpöbel endgültig in den Beast Mode: Da brechen im Dienst der "guten Sache" alle Dämme. Da ist für einen selbst in dem Getöse nicht mehr klar, wer man eigentlich ist. Würde einem in dieser Situation jemand sagen, im Personalausweis stehe unter Name: "dümmstes Arschloch der Nation" – man würde es glauben. Da wird das waidwunde Ich einmal komplett durchgeschüttelt. Wie ein Surfer, der von einer gewaltigen Welle verschluckt wird und irgendwann nicht mehr weiß, wo oben und wo unten ist. Jeder Einzelne dieses Wutschwarms hält seine individuelle Verbalinjurie ("geh sterben, Du Kek") natürlich für gerechtfertigte Kritik. Im Kanon schubsen sie das Objekt der Verachtung sukzessiv näher Richtung Klippe – nur, um bei nächster Gelegenheit den Hass im Netz anzuklagen und Sharepics für Mental Health zu teilen. 

Da ist es fast egal, ob der digitale Fackelmob von irgendwelchen irren linken Social Warlords losgeschickt wird, weil ein lauer Gendergag natürlich das Einfallstor des Faschismus ist. Oder ob von rechtsaußen Julian Reichelts digitale Boxbude wackelt, weil Ricarda Lang sich bei Illner versprochen hat. Ruhe ist erst, wenn man die Opfer des sozialmedialen Kreuzweges zitternd unter einer Flussbrücke findet. Und die anderen wiederum ihr Pronomenpflicht-befreites Heil darin finden, sich die politphilosophischen Bäuerchen der vulgärmaskulinen Hosts in Finfluencer-Podcasts anzuhören, weil die ja noch frei reden können.

Twitter war einst eine Wiese für kleine, feine Gags

War Twitter einst eine Wiese, auf der Stilblüten wuchsen und kleine, feine Gags junge Menschen zu Indiestars machten, dominiert heute das Projektionsgewitter. "X" ist seit der Übernahme des Kryptonit-Neros Elon Musk nurmehr eine einzige Unterstellungsorgie.

Es bleibt bei der einfachen Regel: Wenn ein Name bereits im Internet trendet, genau überlegen, ob es des eigenen Zutuns noch bedarf. 

Dass Meta und Co künftig politische Inhalte benachteiligt ausspielen wollen, hat mutmaßlich weniger mit sozialer Verantwortung von Zuckerberg und Co. zu tun, sondern schlicht damit, dass das, was als politischer Inhalt gilt, nicht mehr zum Interagieren anregt, sondern schlicht: irre stresst. Es ist geschäftsschädigend. Die Leute bleiben weg. Wer hat schon Lust, sich pausenlos anbrüllen lassen. Die Welt ist auch schon schlecht genug, ohne lesen zu müssen, man selbst sei es auch.

Man kann es also doch: Den Kaffee genießen und einfach gar nix posten. Wegbleiben.

Ach, wäre ich doch nur weniger eitel, mich selbst daran halten zu können.





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