World Central Kitchen: "Schwerwiegendes Versagen": Israelische Armee entlässt Offiziere nach Angriff auf Hilfsorganisation
Der Tod von sieben Mitarbeitern einer Hilfsorganisation im Gazastreifen bei einem Angriff der israelischen Armee rief internationale Empörung hervor. Nach der Untersuchung zieht der Generalstab nun Konsequenzen: Zwei Offiziere müssen ihren Posten räumen.
Nach dem tödlichen Angriff der israelischen Armee auf Mitarbeiter der Hilfsorganisation World Central Kitchen (WCK) im Gazastreifen will das Militär zwei Offiziere von ihren Posten absetzen. Generalstabschef Herzi Halevi habe entschieden, einen verantwortlichen Kommandeur sowie den Stabschef der zuständigen Brigade von ihren Positionen zu entlassen, teilte das Militär am Freitag mit. Weitere Kommandeure werden den Angaben zufolge verwarnt.
Eine am Freitag veröffentlichte Untersuchung der Armee kam zu dem Ergebnis, dass der Vorfall am Montagabend ein "schwerwiegendes Versagen" der israelischen Einsatzkräfte darstellte. Diese hätten den Hilfskonvoi wegen der Vermutung attackiert, zwei bewaffnete Hamas-Mitglieder seien in dem Wagen, hieß es von einer Militäreinheit, die zuständig für die Untersuchung ungewöhnlicher Vorfälle während des Krieges ist. Interview NGO zu Gaza-Hilfskonvoi 1805
Israelische Soldaten sollen Wagen nicht als NGO-Fahrzeug erkannt haben
Die israelischen Einsatzkräfte erkannten demnach die Fahrzeuge nicht als Wagen der WCK. Die Angriffe auf die drei Fahrzeuge seien unter "einer schwerwiegenden Verletzung der Befehle und der Standardarbeitsanweisungen" der Armee durchgeführt worden. "Die Untersuchungsergebnisse deuten darauf hin, dass der Vorfall nicht hätte passieren dürfen", hieß es weiter. Nach Angaben von World Central Kitchen waren die drei bombardierten Fahrzeuge klar gekennzeichnet.
Einem Bericht der "Haaretz" zufolge identifizierte die Einheit, die für die Sicherheit der vom Konvoi befahrenen Straße verantwortlich ist, einen bewaffneten Mann auf einem Lastwagen. Der von Fahrzeugen des WCK eskortierte Lastwagen sei anschließend in eine Lagerhalle gefahren. Wenige Minuten später hätten die drei Fahrzeuge der Hilfsorganisation die Lagerhalle wieder verlassen - jedoch ohne den Lastwagen, auf dem sich der Bewaffnete befunden haben soll.
Die sieben bei dem Vorfall getöteten Helfer stammten laut der Hilfsorganisation aus Australien, Polen, Großbritannien und den Palästinensergebieten – zudem hat eines der Opfer die amerikanische und kanadische Staatsbürgerschaft. Israel Freund und Feind
Polen fordert strafrechtliche Ermittlungen
Polens Außenministerium hat indes eine Protestnote an Israels Botschafter überreicht. Botschafter Jakov Livne habe sich für den Angriff entschuldigt, sagte Vize-Außenminister Andrzej Szejna am Freitag nach der Unterredung. Zuvor hatten Äußerungen des Diplomaten sowie des israelischen Regierungschefs Benjamin Netanjahu eine neue Krise in den schwierigen israelisch-polnischen Beziehungen ausgelöst.
In der Protestnote habe man deutlich gemacht, dass Israel gegen die für den Angriff auf den humanitären Konvoi verantwortlichen Soldaten nicht nur disziplinarrechtlich, sondern auch strafrechtlich ermitteln müsse, sagte Szejna. "Das war keine Kriegshandlung, das war Mord." Außerdem fordert Polen die Zahlung einer Entschädigung für die Familie des getöteten Helfers. Das Außenministerium wies zudem die Antisemitismus-Vorwürfe Livnes zurück. "Kritik der Öffentlichkeit oder der polnischen Regierung an Israels Führung und seinen Streitkräften im Zusammenhang mit (...) diesem Mord an sieben Freiwilligen ist kein Ausdruck von Antisemitismus", betonte Szejna.