"Bonnaroo"-Festival in den USA: iPhone-Feature setzt versehentlich unzählige Notrufe von Festival-Gelände ab
Zehntausende Menschen feiern auf einem Festival im US-Staat Tennessee. Die örtliche Polizei bekommt bereits am ersten Tag unzählige Notrufe vom Festivalgelände. Grund dafür war eine iPhone-Funktion, die die feiernde Menge im Moshpit offensichtlich fehlinterpretierte.
Auf einem Festival mit rund 80.000 Menschen, auf einem Gelände, irgendwo im Nirgendwo, mit mehreren Bühnen und einem riesigen Camping-Gelände: da kommen pro Tag gern einmal 16.000 Schritte zusammen. Das liegt aber nicht nur an den Distanzen, die Musikfans zurücklegen, es liegt auch daran, dass das Handy Hüpfen und Tanzen als Schritte mitzählt. Für den Überblick über Kalorienverbrauch ist das gut. Für eine neue iPhone-Funktion hatte dieser Mangel an Differenzierung jedoch nicht einkalkulierte Konsequenzen.
In der Nähe von Nashville, Tennessee, haben die iPhones von Besucherinnen und Besuchern des "Bonnaroo"-Festivals Hüpfen, tanzen und Pogo nicht nur als Schritte gezählt, sondern mitunter als eine Art "Aufprall“: Die Handys haben das Feiern der Konzertbesucher als Notfallsituation übersetzt und entsprechend Notrufe bei den örtlichen Behörden abgesetzt. So gingen bereits am ersten Tag des Festivals mehrere Anrufe versehentlich bei den Notdiensten im Umland des beschaulichen Coffee County in Tennessee ein.
Automatische iPhone-Notrufe bei "Bonnaroo"-Festival
Die sogenannte "Unfallerkennung" gibt es ab den Modellen des iPhone 14. Sie dient ursprünglich dazu, schwere Autounfälle zu erkennen und automatisch einen Notruf vom Handy des Unfallopfers abzusetzen. Apple schreibt dazu auf seiner Webseite: "Wenn dein iPhone einen schweren Autounfall erkennt, zeigt es einen Hinweis an und leitet automatisch einen Notruf ein, wenn du den Vorgang nicht innerhalb von 20 Sekunden abbrichst." Es gebe sogar die Funktion, dass das iPhone automatisch "eine Audionachricht für die Rettungsdienste" abspiele, die über den Unfall informiere und die Koordinaten durchgebe. Ohne Frage ein Feature, das Leben retten kann – wenn es an richtiger Stelle funktioniert.
Fotovergleich iPhone Galaxy Pixel
Die Fehlinterpretation führte am "Bonnaroo"-Wochenende zu einer Flut an Anrufen bei 911, dem US-amerikanischen 112. Vermutlich ging es in den Moshpits zu Konzerten von den Foo Fighters, Kendrick Lamar, Lil Nas X oder auch Ex-NBA-Legende Shaquille O'Neal als DJ Diesel vor den Bühnen des Festivals wild zu.
Die Polizei im nahegelegenen Ort Manchester, Tennessee, musste reagieren und informierte auf Twitter über das Problem: "Es ist wahrscheinlich, dass diese Anrufe eine Folge des 'Crash Detection Mode' sind, einer neuen Funktion auf Apple iPhones", heißt es in einem Tweet.
Zudem wurde dazu aufgerufen, die Funktion, die auf dem iPhone voreingestellt ist, zu deaktivieren. Das Problem schien jedoch das gesamte Wochenende über zu bestehen, da Festival-Besucher immer wieder Warnmeldungen per SMS mit einem entsprechenden Hinweis erhielten. Der Aufruf ging auch an Android-Nutzende.
Es könnte sein, dass Apple nach den Vorkommnissen bei "Bonnaroo" das Feature nochmals überarbeiten muss. Notdienste und deren Telefonleitungen sind so oder so zu oft überlastet. Für die Festivalgänger, die auch vor Unwetter und Sturm gewarnt wurden, ist die Panne am Ende eine Art Gradmesser dafür, wie viel Spaß sie hatten. Oder wie Shaquille O'Neal, der am Freitagabend auf dem Festival auflegte, es ins Mikro brüllte: "There is my motherfucking Moshpit."
Weitere Quellen: Apple, "New Musical Express"