Dressurreiten: Schockemöhle und früherer Besitzer streiten um Sperma des toten Wunderhengstes Totilas
Das Dressurpferd Totilas war einst der gehypte Superstar des Reitsports. Obwohl es vor zwei Jahren starb, streiten sich seine früheren Besitzer um den Samen des Wunderhengstes. Es geht um viel Geld.
Natürlich geht es in diesem Streitfall ums Geld. Genauer gesagt um die Einnahmen, die man mit dem eingefrorenen Samen des einstigen Wunderhengstes Totilas verdient. 2015 endete zwar die sportliche Karriere des Dressurpferdes, doch als Deckhengst war Totilas weiterhin heiß begehrt. Besitzer Paul Schockemöhle verdiente viel Geld durch den Deckeinsatz des Rappen, für den er einst zehn Millionen Euro hingeblättert hatte. Der Tod Totilas im Jahr 2020 bedeutete nicht das Ende dieser Laufbahn. Durch den eingefrorenen Samen war der Hengst auch nach seinem Ableben im Einsatz und Schockemöhle verdiente weiter Geld damit.
Doch dann bekam er Konkurrenz. Totilas Vorbesitzer, der Niederländer Kees Visser, hat offenbar eingefrorenen Samen des Hengstes nach dessen Verkauf 2010 für sich behalten. Durch eine neue Technik der Reproduktionsmedizin ist er nun in der Lage, den alten Samen wieder zu nutzen. Schockemöhle hat ihm das von einem deutschen Gericht per einstweiliger Verfügung untersagen lassen. Dagegen geht Visser nun an einem Gericht in den Niederlanden vor.STERN PAID 9_22 Reise Uckermark Planwagen 10.15
Der eingefrorene Samen ist sprudelnde Einnahmequelle
Visser klagt, weil ihm durch das Verbot lukrative Aufträge entgangen seien. Er steht sicherlich auch unter einem gewissen Zeitdruck, weil die Qualität des Sperma nicht besser wird. Laut der "Neuen Zürcher Zeitung" erhebe Visser Anspruch auf 3,5 Millionen Euro Schadenersatz.
Schockemöhle behauptet dagegen, die alleinigen Rechte an der Weitergabe des Totilas-Spermas zu besitzen. "Ich sehe der Sache ziemlich beruhigt entgegen", sagte der 77-jährige der "Bild". Die Decktaxe beträgt laut der Webseite des Gestüts Schafhof von Totilas früherem Reiter Matthias Alexander Rath 4000 Euro.
Dass der Samen des hochbegabten Dressurpferdes so begehrt ist, verwundert nicht, Totilas Gene waren einzigartig. 2009 gelang ihm mit seinem Reiter Edward Gal der Durchbruch, mehrmals erreichte er eine Wertung von über 90 Prozent, was als fast unmöglich galt. Totilas avancierte zum Medienstar, beim CHIO in Aachen 2010 musste das Stadion wegen des Zuschauerandrangs abgeriegelt werden.PAID Grausame Tierliebe_13.00
Nach Verkauf wird Totilas zum Sportinvaliden
Doch schon mit dem Verkauf an Schockemöhle ein Jahr später begann der Abstieg. Unter seinem deutschen Reiter Matthias Alexander Rath knüpfte Totilas immer seltener an die Glanzleitungen an. 2012 verpassten sie die Olympischen Spiele – aber wegen einer Erkrankung Raths. Totilas Verletzungsanfälligkeit nahm zu.
Den Tiefpunkt erreichte Totilas' Karriere 2015 bei den Europameisterschaften in Aachen. Nach einem Auftritt lahmte das Tier, die Ärzte diagnostizierten ein Knochenödem am linken Hinterlauf. Damit war die sportliche Karriere des Wunderpferdes vorbei. Damals gab es Kritik am deutschen Team, weil es Totilas nicht früher aus dem Verkehr gezogen hatte. Fünf Jahre später starb der Hengst an einer Kolik.
Quellen: DPA, "Neue Zürcher Zeitung"